Triesdorff |
Ein in dem
Umfang des Ober-Amts Onolzbach, ohngefehr 3. Stunden weit
von der Hochfürstlichen Residenz, in
einer sehr angenehmen Gegend ( * ) und Ebene gelegenes wohlgebautes
Herrschaftliches Schloß, mit einem daran stossenden
schönen Garten, einem seitwärts stehenden alten
Gebäu und Thurn, das alte Schloß genannt,
welches laut der daran befindlichen Jahr-Zahl im Jahr 1454.
von denen von Seckendorff, als damaligen
Besitzeren, erbauet worden, einem Orangerie-Hauß, Marstall, und verschiedenen andern
Gebäuden, von welchen, und deren Ursprung bald mehrere
Nachricht ertheilet werden wird. Es wird dieses Orts in Urkunden
mittlerer- und um den Anfang neuerer Zeiten niemalen anders,
als unter dem Namen Triebsdorff, Trieschdorff, Trivesdorf,
Trifesdorf gedacht, und war damalen ein geringes mit
einem Kirchlein versehenes Dorff, woselbsten auch das Closter
Hailsbronn,
in gleichen Conrad von Gugenberch, Ministerialis
Imperii verschiedene Güter innen hatte. Das aldasige Castrum oder
Schloß cum
pertinentiis gehörte dem berühmten
adelichen Geschlecht der Herren von Seckendorff, von
welchen Arnold von Seckendorff und Ut von
Pfahlheim, dessen eheliche
Haußfrau dieses Gut ihrer respective Schwieger
und Mutter Catharina, Conrads von Pfahlheim hinterbliebener
Wittib, einer gebohrnen Güßin im Jahr 1386 zum
Leib-Geding verschrieben, Burckhard von Seckendorff aber
solches im Jahr 1469. dem damalen regierenden Herrn Marggrafen Albrecht von
Brandenburg und dessen Erben zu Lehen auftrug, und, nebst
seinen Leibes-Lehens-Erben von solchen darüber von Fällen
zu Fällen zu rechten Mann-Lehen biß auf das Jahr
1600. belehnet wurde, in welchem Wolff Balthasar
von Seckendorff dieses Schloß und Guth Herrn
Marggraf Georg
Friederichen von Brandenburg, dem letzten der älteren Linie, käufflich überließ,
dessen Durchlauchtigste Regierungs-Nachfolgere sich gleichsam
um die Wette biß auf die jetzige neueste Zeiten bemühet,
diesem Ort alles das jenige, was von Regenten zu Tegenten
vor merckwürdige Veränderungen alda vorgegangen,
anzuführen nicht undienlich seyn wird. Im Jahr 1615.
ließ Herr Marggraf Joachim Ernst ein
neues Raigerhauß alda
erbauen, deme Herr Marggraf Albrecht gefolget,
welcher daselbst einen Thier-Garten anrichten,
solchen umzäunen, mit
Wild besetzten, und zu verschiedenen mahlen erweitern lassen,
der nun von einen so weitschüchtigen Umgang, daß solcher,
nebst einem grossen Stück Wald und Feld, daß Schloß und
viele Gebäude umschliesset, auch mit 5. Thoren, als
dem von dem benachbarten Ort Leidendorff, so genannten Leidendorffer-
dem um gleichmäßiger Ursache willen so betitulten Weidenbacher-
wie auch dem Rosenberger- dem ratione des
dabey befindlich-gewesenen ehemaligen Wannenweyhers, also
benannten und dem Wannen- und dem Willendorffer- oder Ziegel-Thor, bey
deren meisten ein eigenes Thor-Hauß erbauet, verwahret
ist. Zu denen Jahren 1661. und 1662. wurde auch auf dessen
Veranstalten, daß dasige alte Schloß mit
dem Thurn renoviret. Im Jahr 1674. ließ der
hinterbliebene Prinz und Regierungs-Nachfolger, Herr Marggraf Johann
Friedrich, nicht nur einen neuen Lust und Kuchen-Garten alda
anlegen, welcher nach und nach zu dem jetzigen schönen
Ansehen gelanget, sondern auch im Jahr 1682. den Angang zu
einem
neuen Schloß-Bau machen, dessen Ende
und Vollziehung solcher aber nicht erlebet, immassen er durch
einen frühezeitigen
Tod den 13. Martii 1686. in die Ewigkeit versetzt wurde.
Der angefangenen Schloß-Bau wurde nach einiger Zeit
hierauf continuiret, und um den Angang des Regierungs-Antritts
Herrn Marggraf Georg Friedrichs zu Stande
gebracht, welcher sich die Aufnahm dieses Orts die ganze
Zeit seiner, obwohl
nur wenige Jahre gedauerten Regierung hindurch möglichst
angelegen seyn ließ, dessen Gedächtnus annoch
biß auf diesen Tag in vielen rühmlichen Verantstaltungen,
als, durch Erbauung des künstlichen Bronnenwercks in
dem innern Schloß-Hof, und verschiedener auf Holländische
Manier eingerichteter so genannter rothen Häußlein, Anlegung
einiger Alleen,
Aufstellung schöner Statuen,
Anordnung angenehmer Fontainen in den Lust-Garten,
Anlegung der vier Creutz-Weyher, und Vermerhung des Schloß-Baues
mit einer Gallerie erhalten wird. Herr Marggraf Wilhelm
Friedrich trachtete das Ansehen dieses Orts durch
verschiedene in und um das Schloß verfügte Auszierungen
noch herrlicher zu machen, wovon insonderheit der im Jahr
1715. zwischen
Weidenbach und Espach neu angelegte und in denen Jahren 1727.
1733. und 1737. mehrers erweiterte Fasanen-Garten angemercket
zu werden verdient. Im Jahr 1723. deb 7. Januarii ereignete
sich der Todes-Fall dieses Fürsten, und die Landes-Regierung
wurde, währender Minderjährigkeit des damahligen
Erb-Prinzens, Herrn Marggrafen Carl Wilhelm Friederichs, von
der verwittibren Frau Marggräfin Christiana
Charlotta besorget, welche dann auch an diesem Ort
ein auf viele Zeiten dauerndes Monument gestifftet,
da sie den um obbesagten grossen Thier-Garten herum gestandenen
Zaun niederreissen,
und an
dessen Statt eine Mauer herum führen lassen. Womit im
Jahr 1724. der Anfang gemachet worden. ( * ) Diese soll, nach Aussage vieler reisenden Personen, der jenigen Gegend, welche um Tivoli und Frascati im Kirchen-Staat, ohnweit Rom befindlich, ganz ähnlich seyn. Triesdorf ab Seite 820 Weidenbach. Ein in dem Bezirk des Ober-Amts Onolzbach, allernächst an dem Lust-Schloß und Ort Triesdorff, in einer ebenen Gegend gelegenes mittelmäßiges Dorff, worinnen eine Kirche, Pfarr und Schul, welche dem Decanant zu Gunzenhausen, nicht aber, wie dem Hönnischen Lexico topograph. Francon. pag 384. irrig gemeldet wird, dem Decanat zu Feuchtwang, einverleibet, und eine in politicis besagtem Ober-Amt, und besonders den Stifft-Amt zu Onolzbach unterworffene Gemeinde, dann ausserhalb des Orts, an dem Gottesacker, eine zu den Leichen-Predigten bestimmte eigene Kirche anzutreffen. In mittlern Zeiten waren verschiedene ansehnliche Famillen alda begütert, z. B. im Jahr 1323. Gottfried von Heydeck, in eben diesem Jahrhundert das Geschlecht der von Seckendorff, von welchem im Jahr 1338. Burkhard von Seckendorff, und dessen Sohn gleichen Namens, ihre dasige Güter an Peter und Friedrich, Gebrüdere, genannt im Steinhauß, Chorherren bey S. Gumbrechts-Stifft zu Onolzbach verkauffet, dergleichen ferner von anderen Personen aus diesem Geschlecht an ermeldtes Stifft geschehen, welches nachhero auch zu dem Besitz der von ernannten von Steinhauß daselbst innen gehabten Güter, vermöge des von besagtem Friedrich von Steinhauß aufgerichteten Testaments d. d. Onolzbach am nächsten Donnerstag vor dem Sonntag Vocem Jucunditatisa. 1421. gelanget. Nebst diesen gehörten auch dem ehemaligen Geschlecht der von Holzingen einige Güter alda, von welchen Friedrich von Holzingen, der zu Wiesenbruck seinen Ansitz hatte, einen Theil derselben an die Frühe-Messe zu Weidenbach käufflich überlassen. Im Jahr 1437. wurde eine neue Frühe Messe alda gestifftet, und von dem damaligen Diocesano, Bischoff Alberto zu Eichstett bestättiget, bey welcher obangeregtem S. Gumprechts-Stift zu Onolzbach das Praesentations-Recht zugehörte. Diese Kirche war in ehevorigen Zeiten, zugleich mit der der Capelle des nächst dabey gelegenen Orts Leübendorff, hodie Leüdendorff, dem Archi-Diaconatu in Rangau mit einverleibet, und wurde von der benachbarten Pfarr zu Ohrenbau, als ein Filial versehen. Im Jahr 1533. wurde von Brandenburg-Onolzbach die Lehre der Augspurgischen Confession alda eingeführet, und so nach Wolffgang Schaller zum ersten Evangelischen Pfarrer dahin angenommen, auch im Jahr 1579. ein eigener Kirchhof angeleget und erbauet. Gegen Ende des Jahrs 1634. gieng der dasige Pfarrer mit Tod ab, worauf im folgenden Jahr 1635. wegen der annoch vorgewährten calamitosen Zeiten, und in Ansehung des ruinirten Zustands dasiger Einwohner, die erledigte Pfarr Weidenbach der benachbarten Pfarr Merckendorff beygeschlagen, im Jahr 1643. aber wieder davon abgesondert, und ein eigener Pfarrer, Namens Jacob Seitz, dahin verordnet wurde. Im Jahr 1661. wurde die dasige dem heil. Georg ehehin geweyhet gewesese Kirche oder Capelle repariret, im Jahr 1702. erweitert, in allerneuesten Zeiten aber so wohl wegen grosser Baufälligkeit, als weilen die sehr zahlreich angewachsene Gemeinde nicht mehr Raum darinnen gefunden, wieder abgebrochen, und theils geraumiger, theils weit ansehnlicher hergestellet, ( * ) und den 13. May 1736. mit grossen Solennitaeten eingeweyhet. Noch ist bey diesem Ort nicht zu vergessen, daß ein dem Stifft-Amt zu Onolzbach subordinirter geringer Beamte, welcher dahero den Titul eines Stiffts-Ammanns zu führen pfleget, daselbst anzutreffen, welcher in gewissen Vorfallenheiten von keiner sonderbaren Erheblichkeit die erste Notion, hierauf aber solche zu dem dahiesigen Stifft-Amt einzuberichten hat. ( * ) Bey diesem Kirchen-Bau haben sich von Anfang desselben biß zu dessen Vollendung, der damalige Hochfürstl. Secretarius, Herr Johann Wilhelm Heller, und der noch lebende dahiesige Hof-Gärtner, Herr Gottfried Wolff, durch viele ausserordentlich angewandte Bemühungen in Führung der Rechnung und andern Anstalten sehr verdient gemachet. Weidenbach ab Seite 918 Historische und Topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach, Aus zuverläßigen archivalischen Documenten, und anderen glaubwürdigen Schriften verfaßet, Und mit nöthigen Anmerckungen und Registern versehen, von Gottfried Stieber, Hochfürstl. Brandenb. Onolzbachischen Archiv-Rath. Schwabach, In Verlag bey Johann Enderes, Hochfürstl. privil. Buch- und Disputations-Händler. 1761. (Nachdruck Neustadt an der Aisch 1994) |