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Zum 200. Todestag von Markgraf Alexander

 


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Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1712-1757). Er war Reformer und Gesetzesgeber, Falkner, Bauherr und Landwirt, Ehemann und Gründer der Familie von Falkenhausen, Förderer von Kunst und Kultur. Vor allem aber war er Landesherr der Markgrafschaft Ansbach.
Das große Staatsportrait des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich (12.5.1712-3.8.1757) hängt heute im Schloss Ansbach (Residenz) Foto: Alexander Biernoth (Ansbach).

 

Am 5. Januar 1806 starb auf Schloss Benham in der englischen Grafschaft Berkshire kurz vor seinem 70. Geburtstag der letzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth, Christian Friedrich Carl Alexander. Markgraf Alexander verkaufte 1791 seinen beiden Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an das Königreich Preußen und ging mit Lady Elizabeth Craven, seiner früheren Mätresse und zweiten Ehefrau, nach England, um dort als „Privatier“ seinen Lebensabend zu verbringen. Vor allem züchtete er dort Pferde, waren sie doch die vielleicht größte Leidenschaft des Fürsten.
 
Markgraf Alexander „erlebte“ noch den Untergang des Fürstentums Ansbach: Am 15. Dezember 1805 fiel Ansbach im Vertrag von Schönbrunn an Frankreich.  Preußen tauschte damit das von französischen Truppen besetzte Kurfürstentum Hannover gegen Ansbach ein - neben Bayreuth, Kleve und Neuenburg/Schweiz. Einen Tag später fiel das ehemalige Markgraftum Brandenburg-Ansbach an Bayern, das am 1. Januar 1806 zum Königreich aufstieg.
 
Für Bayern besetzte am 24. Februar der französische Marschall Jean-Baptiste Bernadotte, Fürst von Ponte Corvo, das Fürstentum Ansbach. Somit geriet Bernadotte zum Totengräber des alten Brandenburg-Ansbach und gleichzeitig zum Geburtshelfer des modernen Bayern. Bernadotte wurde 1818 als Carl XIV. König von Schweden und  ist somit der Stammvater des heutigen schwedischen Königshauses.
 
Wer war Markgraf Alexander? Geboren wurde Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander am 24. Februar 1736 als zweiter Sohn von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und seiner Frau Friederike Louise, einer geborenen „königlichen Hoheit“, nämlich einer Tochter von König Friedrich Wilhelm I. in Preußen. Nach dem plötzlichen Tod seines älteren Bruders Carl Friedrich August am 9. Mai 1737 in Triesdorf rückte Alexander, so die von ihm selbst gewählte Kurzform seines Namens, zum Erbprinzen des Fürstentums auf.

Jetzt begann die Erziehung Alexanders. Im August 1737 übernahm die in der „Kinderzucht wohlerfahrenen adelichen Dame“, Frau von Imhof, als Hofmeisterin ihre Aufgabe. Zwei Jahre später kam eine Sprachmeisterin für Französisch hinzu. Informator, Hauslehrer also, wurde Johann Georg Mayer und der Hofkaplan hatte täglich eine Stunde „Christenthum“ zu lehren.

Ausbildung in Holland 

Nach einem Plan des Ansbacher Ministers Christoph Ludwig von Seckendorff studierte Alexander in den Jahren 1748 bis 1750 in der holländischen Stadt Utrecht. Als junger „Graf von Sayn“, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen im Westerwald fiel bereits 1741 an Ansbach, unternahm Alexander zum Abschluss seiner Ausbildung eine Reise an den Hof Königs Carlo Emanuele I. von Piemont-Sardinien nach Turin (Carlo Emanuele war gleichzeitig Herzog von Savoyen) und ging anschließend auf Kavalierstour, der so genannten "Grand Tour".
 
Ob er sich hier bei einer Liebschaft mit der „venerischen Krankheit“ (Syphillis) angesteckt hat, wie es heute immer wieder heißt? Jedenfalls blieb Alexander kinderlos trotz zweier Ehen und einiger außerehelicher Beziehungen. Eine Freundin sogar, Caroline von Beust, heiratete 1755 seinen älteren Halbbruder Friedrich Carl Freiherr von Falkenhausen. Den genauen Grund seiner Kinderlosigkeit allerdings kennen wir bis heute nicht.
 
Am 22. November 1754 heiratete Markgraf Alexander in Coburg Caroline Friederike von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Diese Ehe kam allerdings nicht aus Liebe zustande, sondern aus Berechnung. Sein Vater Carl Wilhelm Friedrich fädelte diese Heirat ein. Für Alexander war aber sein Braut nicht besonders interessant. Sein Biograf Arno Störkel fand hier harte Worte: „Die Prinzessin war unansehnlich, ungebildet und langweilig“.

Mit dem Tod seines Vaters Carl Wilhelm Friedrich am 3. August 1757 übernahm Markgraf Alexander in Ansbach die Regierung des Markgrafentums Brandenburg-Ansbach. War zwar die Residenz der wichtigsten weltlichen Herrschaft im Fränkischen Kreis in Ansbach, so hielt sich der Fürst jedoch viel lieber in Triesdorf auf. So schreibt Dr. Günther Schuhmann: „Alexanders Lieblingsaufenthalt war das ländliche Triesdorf, in das er sich gerne und immer häufiger zurückzog, wo er vergleichsweise bescheiden, unbelastet von der höfischen Etikette leben und seiner Jagdleidenschaft frönen konnte.“ Triesdorf war also Jagd- und Landsitz des letzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Und Ansbach war der "vornehmste weltliche Stand" im Fränkischen Reichskreis.

Alexander in Triesdorf

Tatsächlich liess sich Alexander von seinem Bauinspektor Johann David Steingruber in Triesdorf das Falkenhaus zu seinem Wohnhaus, dem Roten Schloss, umbauen. Ebenso errichtete Steingruber dort den neuen Marstall mit Pferden als Initialenhalter im Giebel, Forst- und Jägerhaus. Für seine Geliebte Hippolyte Clairon erweiterte Alexander das Weiße Schloss, für die Geliebte „Fräulein Kurz“ entstand die Villa Sandrina und Lady Elizabeth Craven genehmigte er gar ein neues Schloss: die Villa Rotunda. Selbst für seinen Leibarzt Dr. Johann David Schoepf liess er an der Roten Mauer wohl ein eigenes Haus als Dienstwohnung errichten.
 
Markgraf Alexander erwies sich aber auch als ein Wirtschaftsförderer. 1758 wurde die Porzellanfabrik in Ansbach gegründet (1762 verlegt nach Bruckberg), setzte Impulse in der Landwirtschaft durch den Import von Schafen aus Spanien und Frankreich und setzte auf den Bau von breiten Straßen und Chausseen. Auch gründete Alexander im Jahr 1780 seine eigene Bank: die „Hochfürstlich-Brandenburg-Anspach-Bayreuthische Hofbanco“ (heute als Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, München, Teil der italienischen Unicredito aus Mailand).
 
Das Motiv für die Bankgründung war einfach: Alexander wollte das Geschäft mit dem Geld nicht den bis dato führenden jüdischen Bankhäusern überlassen, sondern selbst Kasse machen. Und er machte Kasse: er vermietete Truppen, Soldaten, an den englischen König im Krieg um die englischen Kolonien in Amerika. Als Obrist der Fränkischen Kreistruppen hatte Makrgraf Alexander das Kommando über die "fränkische Armee". Der Soldatenhandel war ein höchst einträgliches Geschäft. Und dafür wurde Alexander zum „Privatbankier“.

Von den Subsidien (Hilfstruppen) und Rekruten in einer Stärke von 1644 Mann kamen nach einer Aufstellung von Friedrich Kapp im Herbst 1783 wieder 1183 Mann zurück.  Später wurden weitere Truppen vermietet, und zwar an Holland. Verwendet wurden "die außerordentlichen und zudem auch wohl problematischen Einkünfte" (Werzinger 1993) besonders zur Schuldentilgung des Fürstentums. Laut den "Bemerkung über das Finanzwesen" des Ansbacher Ministers Carl Friedrich Reinhard Freiherr von Gemmingen-Guttenberg lagen die Staatsschulden bei Alexanders Regierungsantritt 1757 bei 5 Millionen Gulden, 1790 nur noch bei 1.520.560 Gulden.

Abdankung oder Verkauf?

Im Jahr 1791 verkaufte Markgraf Alexander schließlich seine beiden Markgraftümer Brandenburg-Ansbach und Bayreuth (1769 fiel Bayreuth an Ansbach) an König Friedrich Wilhelm II. von Preußen. In einem geheimen Vertrag, unterzeichnet  am 16. Januar 1791 in Berlin, verzichtete Alexander auf seine Regierung zum Preis von 304.000 Gulden Leibrente pro Jahr ("konventionsgemäße Kompetenz") und der gesamten Schatulle, der "Kasse des abgesonderten Privatvermögens des Markgrafen" (Werzinger 1993).

Seine Geliebte Lady Craven sicherte sich ebenfalls ein Stück des Kuchens. Sie erreichte ein eventuelles Witwengeld in Höhe von jährlich 20.000 Gulden, was sie jedoch nie beziehen sollte, da sich nach dem Tod Alexanders Preußen und Bayern um die Zahlungsverpflichtung stritten. Ihr jüngster Sohn Keppel erwirkte vom Königreich Bayern „gewissermaßen als Wiedergutmachung der vorenthalten Witwenrente“ seiner Mutter, die 1828 in Neapel starb, „eine bescheidene Rente“ (Tiggesbäumker 1994).

Allerdings wurde das Geschäft schon vorher eingefädelt, war doch seit Oktober 1790 Carl August Freiherr von Hardenberg Minister in Ansbach. Und Hardenberg war der Mann Preußens. Ebenfalls wurde das private Vermögen des Markgrafen liquidiert und der Erlös ebenfalls nach England transferiert. Etwa das Gut Plein Desir in Weidenbach aus dem Erbe seiner Mutter Friederike Louise, die 1784 in Unterschwaningen starb. 
 
Am 18. Februar 1791 starb Markgräfin Caroline Friederike in Unterschwaningen – dorthin wurde sie zu Lebzeiten abgeschoben – und am 19. Mai desselben Jahres verliess Markgraf Alexander von Triesdorf aus seine fränkischen Lande still und leise in Richtung England über Ostende und Lissabon. In der portugiesischen Hauptstadt heiratete er am 30. Oktober seine Geliebte Lady Craven. Ihr Mann, Lord William Craven, starb nur einen guten Monat zuvor am 27. September in Lausanne. Am 2. Dezember 1791 schließlich unterzeichnete der Markgraf in Bordeaux die „Abdankung“. Das Fürstentum Ansbach war somit offiziell preußisch.

Pferde als „Lieblingsspielzeug“

Wie wichtig dem Markgrafen Pferde waren, zeigt folgender Sachverhalt. Als die Reisegesellschaft in Ostende, den damaligen Österreichischen Niederlanden, war (Belgien gab es damals noch nicht), schickte Alexander seinen Stallmeister Johann Wilhelm von Mardefeld zurück nach Triesdorf, um dort seine Pferde zu holen. Natürlich hatte Mardefeld aber auch noch einen anderen Auftrag: er sollte das Bargeld aus dem Schatullvorrat und das fürstliche Guthaben bei der Bank in Ansbach auf ein Konto bei einer englischen Bank in Ostende überweisen. Insgesamt 230.000 Gulden.
 
Pferde waren Alexanders „Lieblingsspielzeug“. Insgesamt 500 Pferde unterhielt der Hochfürstliche Marstall, 26 davon gingen nach England. Im Jahr 1793 kaufte sind der „Privatier“ nördlich von London ein Gut und gründete ein Gestüt zur Zucht von Rennpferden. Im Dezember 1791 schon erwarb der „Regent in Ruhestand“ von Ansbach-Bayreuth ein Anwesen an der Themse bei Hammersmith ganz in der Nähe von London, 1798 dann kaufte er Schloss und Gut Benham von dem ältesten Sohn seiner Frau Elizabeth, seit 1793 von Kaiser Franz II. von Habsburg zur „Fürstin von Berkeley“ erhoben.
 
Am 5. Januar 1806 starb nach  kurzer Krankheit, einer „die Lunge betreffenden Krankheit“, Markgraf Christina Friedrich Carl Alexander auf Schloss Benham. Heute noch erinnert eine Gedenktafel in der St. Mary´s Kirche von Speen, nahe Newbury, an den „Margrave of Brandenbourgh, Anspach and Bareith“.      

                                             
CARL-ALEXANDER MAVRIDIS

Quellen:
Heinz Braun, Sommerresidenz Triesdorf, Kallmünz 1958
Susanne Franke, Die Reisen der Lady Craven durch Europa und die Türkei 1785-1786, Trier 1995
Haus der Bayerischen Geschichte (Hg.), der Fränkische Reichskreis, Augsburg 2003
Friedrich Kapp, Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika, München o. J.
Elfi Haller, Markgraf Alexander – Frankens letzter Hohenzollernfürst, München 1980
Karl Möckl, Zwischen zwei Kaiserwahlen: die Epoche von 1742 bis 1871,  in: Bayern & Preußen, Ausstellungskatalog, Augsburg 1999, S. 63-75
Günther Schuhmann, Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth und seine Abdankung im Dezember 1791, Triesdorf 1992
Arno Störkel, Christian Friedrich Carl Alexander – Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth, Ansbach 1995
Günter Tiggesbäumker, Lady Elizabeth Craven Ansbachs letzte Markgräfin 1750-1828, Triesdorf 1994
Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e.V. (Hg.), Triesdorf in Weidenbach, Gunzenhausen 2005
Dieter R. Werzinger, Die zollerischen Markgrafen von Ansbach, Neustadt/Aisch 1993

 

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