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Merckendorff

Historische und Topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach, Aus zuverläßigen archivalischen Documenten, und anderen glaubwürdigen Schriften verfaßet, Und mit nöthigen Anmerckungen und Registern versehen, von Gottfried Stieber, Hochfürstl. Brandenb. Onolzbachischen Archiv-Rath

Merckendorff. Ein in dem Bezirck des Ober-Amts Windspach, nahe an dem Lust-Schloß Trießdorff, zwischen beeden respective Eichstettisch- und Teutschordischen Städtlein Ohrenbau und Eschenbach, in einer angenehmen Gegend gelegene Stadt, welche mit einem tiefen Graben und wohlgebauten Mauer umgeben, auch mit 3.Thoren verschlossen. An öffentlichen Gebäuden findet sich in derselben a) auf dem so genannten ehemaligen Münchhof die schöne große Kirche, b) auf dem Marckt das um die Hälffte des vorigen Jahrhunderts auf dem Platz des vorhero zugleich mit der Registratur abgebrandten, wieder neu erbaute gemeinde Rathhauß c) ein Herrschaftlich Amt- und d) Getrayd-Hauß e) verschiedene denen Geist- und weltlichen Bedienten zur Wohnung eingeräumte Gebäude, f) ein an 1549. erbauter öffentlicher Röhr-Bronnen, dann g) eine ziemliche Anzahl bürgerlicher Häuser etc. ausserhalb der Stadt und zwar vor dem obern Thor ist der im Jahr 1556. erweiterte Gottes-Acker, mit einer eigenen zu denen Leichen-Reden bestimmten, anno 1583. erbauten- und anno 1718. erweiterten Kirche, dann auf einer andern Seite an der nach Gunzenhaussen etc. führenden Strasse eine wohlangebaute Vorstadt anzutreffen. Das geistliche Amt alda wird von einem dem Decanat zu Gunzenhaußen incorporirten Pfarrer und einem Caplan, welcher letzterer zugleich seit an. 1572. die nahe gelegene Kirche zu Hirschlach (*) mit zu besorgen hat, das weltliche aber, unter der Direction eines zeitigen Ober-Amtmanns zu Windspach, dahin auch der Ort mit der hohen Obrigkeit gehörig, von einem Verwalter und Stadtschreiber, dann das gemeine Stadt-Weesen auf gewisse Weise von zweyen Burgermeistern, zehen innern- und zwölff äussern Raths-Burgern verwaltet.

Das dermalige Wappen dieser Stadt bestehet in einem Schild, in welchem ein Andreas-Creutz, und auf solchem der Buchstabe M. zu sehen, mit der Umschrifft. SIGILLVM DER STATT MERCKENDORFF. Hiermit stimmet das vorherige ältere Wappen des Orts, und zwar am Typo vollkommen überein, nur dass die Umschrifft an solchem dahin lautet: SIGILLVM. DES. MARCKS. MERCKENDORFF.

Um nun auch den Zustand dieses Orts in mittleren Zeiten in etwas zu berühren, so ist vorerst anzumercken, dass solcher in damaligen Urkunden öffters unter dem Namen Mirndorff, Merchendorff, auch Mirckendorff vorzukommen pfleget, und im 13ten und 14ten Jahrhundert durch Kauf an das berühmte Closter Hailsbronn gelanget, welches im Jahr 1383. nach vorhero dazu erhaltenen Kayserlichen Privilegien, eine Veste dahin erbauet, die aber bereits längstens wieder eingegangen. Nebst diesem Closter waren auch einige gräflich und adeliche Geschlechter alda begütert, welche sämtlich seit der Zeit erloschen. Im Jahr 1424. sub. d. zu der Blindenburg, den 10. May erteilte Kayser Sigmund, dann im Jahre 1428. sub. d. Nürnberg am Sonntag nach S. Jörgs-Tag des heiligen Ritters, Friederich I. Churfürst und Marggraf von Brandenburg den Ort Stadt-Gerechtigkeit, und die Erlaubnus solchen mit Mauern und Gräben zu beseitigen, auch Jahr- und Wochen-Märkte zu halten, von denen ersteren der Zeit jährlich 7. alda. im Gang seyn. So viel die dasige Kirche und Pfarr belanget, war zwar seit verschiedenen Jahrhunderten eine zur Ehre des heiligen Egydii geweyhete Capelle daselbst, jedoch gehörte der Ort mit dem Pfarr-Recht in die nahe gelegene Pfarr zu Ober-Eschenbach bis auf das jahr 1477. in welchem er, mit Einwilligung des damaligen Pabsts Sixti IV. davon abgesondert, eine eigene Pfarr alda aufgerichtet, und Sixt Erhard von Königshofen (Moritz von Seckendorff) zum ersten Pfarrer dahon verordnet, auch von dem Pabst Alexander VI. im Jahr 1501. sothane Pfarr dem Closter Hailsbronn auf beständig einverleibet wurde. Im Jahr 1478. soll das dermalige Kirchen-Gebäude aufgeführet worden seyn, wovon ein aussen an der selben gegen Abend annoch befindlicher Stein folgende Nachricht erteilet: […]. Bey der in denen Hochfürstlich Brandenburg-onolzbachischen Landen vorgegangenen Religions-Reformation wurde auch allhie die Evangelische Religion und das Jahr 1524. nach Vorschrifft der Augspurgischen-Confeßion eingeführet, Matthias Bauer zum ersten Evangelischen Pfarrer ernennet, und darauf der ganze Ort mit dessen Eingehörungen zwischen beeden Hochfürstl. Häusern Brandenburg-Onolz- und Culmbach bis auf das Jahr 1719. in Gemeinschaft besessen, in welchem solcher bey der damals unter selbigen getroffenen Abtheilung, an das erstere privative gelangte, unter dessen Beherrschung er annoch stehet.

Von Unglücks-Fällen, welche diesen Ort betroffen, ist besonders merckwürdig, dass im Jahr 1629. im Herbst der dasige Kirchturm durch Wetterschlag beschädiget, ingleichen, dass bey dem vorgewährten dreyßigjährigen Krieg die Anzahl der Haushalten alda dergestalt verrringert worden, dass deren im Jahr 1640. nicht mehr als 8. gewesen, dass fürters im Jahr 1648. dieser Ort, nebst der Kirche, von denen Schwedischen, besonders aber von denen Königsmarckischen Trouppen eingeäschert, jedoch bald hierauf nach und nach vom Jahr 1662. an bis auf das Jahr 1655. wieder hergestellt, und zugleich die Kirche mit 3. neuen Glockenversehen worden.


(*) Von diesem Ort führte ehehon eine adeliche Familie den Namen, davon sich Heinrich von Hirschlach, als Abt des Closters Hailsbronn von a. 1282. biß 1299. dann im 1sten tomo der Asiscellaneor, des Herrn Geheimden Raths von Jung pag. 12 bey dem Jahr 1282. Fridericus de Hirzlachen, desgleichen ein anderer dieses Namens Friederich von Hirzlach, Abt zu Hailsbronn, c. l. pag. 28. bey dem Jahr 1336. biß 1350. wie auch bey Herrn von Falckenstein in antiquitatt. Nordgav. 2. Theil c.5. Absatz 10. pag. 426. Conrad Hirschlacher bey dem Jahr 1319. vorfindet, welcher letztere, nebst andern die Burghut zu Ahrberg in ermeldten Jahr an Bischoff Philipp zu Eichstett verkauffet.


Schwabach, In Verlag bey Johann Enderes, Hochfürstl. privil. Buch- und Disputations-Händler. 1761. S. 585-589 (Nachdruck Neustadt an der Aisch 1994)

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