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Zur Geschichte des Schlosses Sommersdorf

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Schloss SommersdorfDie Ursprünge des Ortes Sommersdorf liegen im Dunkeln. Ob der Ort Sommersdorf tatsächlich zu den ehemaligen Besitztümern des Benediktinerklosters Herrieden gehörte, die 888 bei der Umwandlung des Klosters in ein Chorherrnstift an das Bistum Eichstätt anheimfielen, ist urkundlich nicht sicher nachvollziehbar.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts scheint hier ein Adelsgeschlecht de Sunnemannesdorff ansässig gewesen zu sein: 1208 wird Geradus de Sunnemannesdorff, 1275 Gotfriedus Ecgehardus de Sunnemansdorf erwähnt. Wahrscheinlich hat dieses Geschlecht dem Ort den Namen gegeben.

Bischof Philipp von Eichstätt verleiht 1314 dem Chunrat v. Nazzenfles Summannstorf als Lehen. Dies fällt bereits 1317 wieder heim.

1391 wird Ludwig (III) v. Eyb (geb. 1345) erstmals auf Sommersdorf erwähnt. Sein Wappen und das seiner Ehefrau Elisabeth v. Seckendorff finden sich am „Käsperle-Turm“ und im Rittersaal des Schlosses. Die derzeitige Burganlage dürfte auf Ludwig zurückgehen.

Ludwig (III) hatte sieben Kinder. Zweien wollen wir uns etwas genauer zuwenden: Martin (I) (geb. am 10.11.1379, gest. am 27.12.1450) und Ludwig (IV) (geb. am 2.2.1390, gest. am 23.02.1438) teilten sich die zweiflügelig angelegte Ganerbenburg Sommersdorf.

In den folgenden 20 Jahren wird es recht lebhaft auf dem Schlosse zugegangen sein. Martin hatte 9 Kinder, Ludwig hatte 6 Kinder.

Am 5. März 1426 gestattet Kaiser Sigismund Martin und Ludwig v. Eyb, daß am Urbanstag in Sommersdorf ein Markt gehalten wird und Juden aufgenommen werden dürfen. Am 7. April 1431 verleiht Kaiser Sigismund in Nürnberg Martin und Ludwig v. Eyb den Blutbann zu Sommersdorf. Am 23. März 1434 befiehlt Kaiser Sigismund der Judenschaft, sich den Anordnungen des Martin v. Eyb zu fügen, der mit der Einhebung der nach der Kaiserkrönung fälligen Ehrensteuer beauftragt ist.

1433 wird neben dem Käsperle-Turm (Kapellenturm) am sogenannten Mittleren Tor eine Kapelle gebaut. Dazu findet sich folgendes in einer Urkunde vom 22. Oktober 1433:

Martin und Ludwig v. Eyb Gebruder und
Besitzer des Schlosses und Markts
Sommersdorf, stiften ihrem Seelenheil und zu
Trost und Hilfe aller ihrer Vorfahren des
Names v. Eyb... eine ewige Messe in die
Kapelle in dem Markt Sommersdorf, die da
geweiht ist in die Ehre unserer lieben Frau
Maria, St. Sebastians, St. Stephans und der
Hl. Jungfrau Barbara.

Schloss SommersdorfDiese Urkunde gilt als die älteste, in welcher das Schloß ausdrücklich erwähnt wird.

In der Folge werden umfangreiche Ausbauten des Vorwerkes durchgeführt. Die Kapelle wird abgebrochen, eine neue (die jetzige sog. Alte Kirche) wird in die Verteidigungsanlage einbezogen. An diese Baumaßnahmen erinnert die Inschrift auf einem Gedenkstein hinter der Kanzel der Alten Kirche:

Anno d(omi)ni 1432 hab(e)n die Er(n)vesten
merti(n) ludwig vo(n) Eyb brude(r) u(n)d marg(r)eth
vo(n) wol(m)ershaus(e)n des ge(n)ante(n)
hausfrau ge(n) su(m)e(r)to(r)f gstift
ai(n) ewig mmeß baut ei(n) capel(e)n die
vo(r) ist sta(n)de(n) bei(m) mittel(e)n
thor – An(n)o d(omi)ni 1468 hat ludwig vo(n)
eyb b(ru)der obg
dacht(e)n ludwigs su(n) die ge(me)lte(n)
capl(e)n abroch(e)n un(d) gebaut
die capl(e)n sytzie(r)t die pfru(n)t
bese(r) vo(n) sey(m)
gut u(m)b gotz will(e)n de(n) al(e)n got gn(a)d amen

Ludwig (V), der Ältere, Sohn von Ludwig (IV) zu Sommersdorf, Historiker und Rat des Markgrafen Albrecht Achilles zu Brandenburg – Ansbach, sowie Landrichter und oberster Kammermeister des Burggrafentums Nürnberg, ist 1417 geboren, 1502 gestorben und ebenfalls in Heilsbronn beigesetzt.

Sommersdorfs berühmtester Sohn aber ist Albrecht von Eyb, der jüngere Bruder des oben genannten Ludwig (V). er gilt als Deutschlands erster Humanist. Albrecht v. Eyb, 1420 auf Schloß Sommersdorf geboren, wird Kammerherr bei Paps Pius II. Er promoviert 1459 zum Doktor des Kirchlichen und Römischen Rechtes und kehrt dann wieder nach Deutschland zurück.

Albrecht v. Eyb war Herausgeber lateinischer Dichtungen und gilt als Wegbereiter der deutschen Kunstprosa. Er übersetzte Boccacio und Plautus. 1472 erschien sein erstes Werk in deutscher Sprache, das „Ehebüchlein“, das bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts nicht weniger als zwölfmal aufgelegt wurde.

Am 24.Juli 1475 stirbt Albrecht v. Eyb in Eichstätt. Seine Werke und sein Ruhm haben die Zeiten überdauert.

Ein Neffe von Albrecht ist Hans Christoph v. Eyb, der 1507 in Sommersdorf geboren ist und 1552 kinderlos stirbt. Er ist auch in Heilsbronn beigesetzt.

Von diesem seinem Schwager, kauft Wolf v. Crailsheim 1550 Schloß und Gut Sommersdorf.

1551 führt Wolf v. Crailsheim in Sommersdorf die Reformation durch. Er löst die Schloßkapelle aus der katholisch verbleibenden Mutterpfarrei Großenried und erhebt sie zur eigenen evangelischen Pfarrei.

Auch in dem 1565 von den Herrn von Künsberg gekauften Schloß und Gut Thann wird durch Ernst Frhr. v. Crailsheim die Reformation eingeführt. Hiermit wurde der Einfluß der Diözese Eichstätt in diesem katholischen Hoheitsgebiet entscheidend verkleinert.

Während des 30jährigen Krieges von 1618 bis 1648 hatten der Ort Sommersdorf und das Schloß viel zu leiden. Die Bevölkerung war durch Krieg, Flucht und Pest erheblich dezimiert worden. Die Felder lagen brach. Ein Weimar’scher Obrist kampierte eine Zeitlang mit 40 Reitern im Schloßhof. Die Mühle zu Irrebach wurde verwüstet, obwohl die Herrschaft Kontribution geleistet hatte. Anfang 1644 kamen Kolb’sche Reiter, die 7 Wochen lang in Sommersdorf lagerten.

Auch wurde berichtet, daß das bei Feuchtwangen gelegene kurfürstlich bayerische Kriegsvolk das Schloß sehr verwüstete.

Und kaum war der 30jährige Krieg zu Ende, da beunruhigte die Gefahr eines Französischen Krieges die Gegend. 1672 erhielt der Vogt zu Sommersdorf den Befehl, bei dem zu erwartenden Durchzug die besten Sachen der Untertanen im Schlosse sicherzustellen, den Zwinger auszuräumen und für die Verteidigung vorzubereiten. Im kommenden Jahr wurde der Schloßhof mit Schranken und Palisaden versehen. Vier Blockhäuser wurden errichtet.

Von 1644 bis 1663, die Jahreszahl 1663 ist an einem Torbalken im Schloßhof festgehalten, erfolgten größere Reparaturen. Bis 1668 war das Schloß gut eingerichtet gewesen. 1668 aber wurden alle wertvollen Hausgeräte wegen der drohenden Kriegsgefahr nach Ansbach geschafft.

1701 verkauft Georg Wolf v. Crailsheim Sommersdorf an seinen Schwiegersohn Heinrich de Campo. Als dieser nach Georg Wolfs Tod 1717 von Sommersdorf tatsächlich Besitz ergreift, stellen die Geschlechtsagnaten Klage, welches den Campo’schen Prozeß veranlaßt. 1747 war das Schloß weitgehend unbewohnt und dadurch dem Verfall preisgegeben.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das oberste Stockwerk des Alten Schlosses wegen Baufälligkeit abgetragen und die Zugbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts erfolgte eine Restaurierung.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist Sommersdorf von Mitgliedern der Familie v. Crailsheim bewohnt. Nach dem 2. Weltkrieg in der Zeit von 1945 bis 1955 befand sich im Neuen Schloß ein Altersheim. Von 1952 bis 1957 wurden im gesamten Schloßbereich größere Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt.

Baubeschreibung

Schloß Sommersdorf ist westlich des Ortes gelegen und von einem Burggraben umgeben. Es handelt sich um eine symmetrisch angelegte, zweiflügelige Anlage, die um 1400 erbaut wurde. Der zwischen den beiden Gebäuden gelegene Schloßhof ist im Westen durch einen Treppenturm, im Osten durch einen Bergfried begrenzt.

Schloss SommersdorfBeide Flügel werden von einem quadratischen Zwinger umgeben. Die Mauern, parallel zur Anlage, sind komplett erhalten. An den Längsseiten befinden sich quadratische Türme, an den Ecken runde. Der südöstliche Turm ist abgetragen.

Der Nordflügel (sog. Neues Schloß) ist viergeschossig. Im Erdgeschoß finden sich zwei Räume mit gotischem Gewölbe, im 1. und 2. Stock je ein großer Saal mit Eichenholzsäulen. Im 3. Stock befindet sich der eigentliche Rittersaal mit Innenfachwerk, Holzbalkendecke und Holzsäulen. An den Holzsäulen befindet sich das v. Eyb’sche und v. Seckendorff’sche Wappen. An der Ostseite ist ein weiterer Raum mit Fresken um 1500.

Der Südflügel (sog. Altes Schloß) war ursprünglich dreigeschossig. Der oberste Stock wurde wegen Baufälligkeit Mitte des letzten Jahrhunderts abgetragen. Die ehemalige Zugbrücke wurde im 19. Jahrhundert, wie bereits erwähnt, durch eine Steinbrücke ersetzt.

Man gelangt durch drei im rechten Winkel versetzte, gotische Tore in den Schloßhof. Im südöstlichen Abschnitt findet sich eine Brunnennische mit Resten der ehemaligen Brunneneinfassung. Südlich des Eingangstores steht ein runder, die Schloßanlage überragender Burgfried.

An der Ostseite des Käsperle-Turmes ist das Relief eines Engels angebracht, der wieder das v. Eyb‘sche und v. Seckendorff’sche Wappen trägt.In der Verlängerung der ehemaligen Zugbrücke nördlich des Käsperle-Turms befand sich das sog. Mittlere Tor. Die nördlich davon gelegene Vorwerksbefestigung ist nicht mehr erhalten. An der Ostseite des Käsperle-Turmes ist das Relief eines Engels angebracht, der wieder das v. Eyb‘sche und v. Seckendorff’sche Wappen trägt (siehe Abbildung). Vom Käsperle-Turm aus ziehen Wehrgänge nach Süden zum Kirchturm und von hier aus im rechten Winkel nach Osten und unter der Kirche nach Westen. Auf dem Wehrgang zwischen Käsperle-Turm und Kirchturm stand eine Wehrmauer.

Die ehemalige Pfarrkirche und Schloßkapelle St. Stefan und Sebastian, jetzt Alte Kirche genannt, wurde 1468 von Ludwig (V) v. Eyb im Zuge der Schloßbefestigung erbaut. Im Innenraum befindet sich ein Chor mit Kreuzrippengewölbe, im Langhaus ein Tonnengewölbe. Der Kirchturm wurde 1722 erneuert.

An der inneren Kirchenwand befinden sich mehrere Epitaphen, u.a. das der Elisabeth v. Schwaningen, Frau des Martin v. Eyb, gest. 1463; sowie das Epitaph der Sophie Luise v. Kniestetten, geborene v. Crailsheim, gest. 1690, die in der darunter liegenden Gruft beigesetzt ist.

Die neue Kirche ist ein ehemaliger Zehntstadel, der 1923 als Kirche umfunktioniert wurde. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1682. Der Altar mit Predella wurde von Wolf v. Crailsheim und seiner Frau, geb. v. Zorn von Plobsheim gestiftet, und ist mit dem v. Crailsheim’schen und v. Zorn‘schen Wappen versehen.

Familiengruft Vermutlich ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Wehrgang unter der Kirche als Familiengruft benutzt. Die hier beigesetzten Toten sind ohne einbalsamiert worden zu sein, mumifiziert. 1871 ließ Prinz Adelbert v. Bayern die Gruft unbefugt durch den Dorfschmied aufsprengen und einige Särge gewaltsam öffnen.

Der jetzige Torturm an der Ostseite des Schloßhofes stammt aus dem 18. Jahrhundert. An der Nordseite stößt das ehemalige Kastenamtshaus an, ein verputztes zweigeschossiges Walmdachgebäude des 18. Jahrhunderts. Westlich davon liegt das Pfarrhaus, ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert.


Dr. Manfred Frhr. v. Crailsheim

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