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Das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim und der Förderkreis Jagdschlösschen schultern ein außergewöhnliches Projekt.
Juliane Scheffold M.A.

 
Seit Sommer 2004 wird im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim ein barockes Schlösschen aus Eyerlohe (Gemeinde Aurach) bei Ansbach wieder aufgebaut. Eine Dauerausstellung zur Jagd im Markgrafentum Brandenburg-Ansbach sowie zum Leben von Herrschaft und Bauern im 18. Jahrhundert wird den Museumsbesuchern seine vielschichtige Vergangenheit vermitteln. Durch diese Ausstellung wird das Schlösschen dann zum "Jagdschlösschen". Die Eröffnung von Schloss und Ausstellung ist zum Ende des Jahres 2009 geplant.

Bauherr des Schlösschens war 1778 der markgräfliche Rat Carl Friedrich Alexander von Eyb zu Eyerlohe. In den archivalischen Quellen taucht für Eyerlohe der Name "Sommerhaus" auf. Da zu dem Anwesen keine Jagdgerechtigkeit gehörte, kann im eigentlichen Sinne nicht von einem Jagdschloss gesprochen werden. Die Freiherren von Eyb gehören einem alten fränkischen Adelsgeschlecht an, das noch heute Besitztümer in Franken unterhält. Zur Erbauungszeit des Schlösschens gehörte diese Familie zu einem Kreis alteingesessener Geschlechter, die als Hofkavaliere dem Dienst im Fürstentum dauernd verbunden waren und somit mit einigen anderen Geschlechtern die führende Schicht der leitenden Staatsbeamten bildeten.

Knapp 30 Jahre nach der Erbauungszeit, 1806, bewohnte ein Verwalter das Gebäude und 1864 gelangte es in bäuerlichen Besitz. Vor der Übernahme durch das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim (2003) war es von einem modernen „Wirtschaftshof“ umformt und baulich zurückgedrängt so dass es an seinem ursprünglichen Standort nicht erhalten werden konnte. Zur einstigen Nutzung und Bedeutung des Schlosses ist bislang kaum etwas bekannt. Durch die Übernahme in das Fränkische Freilandmuseum bleibt dieses kostbare Kleinod barocker Kultur- und Baugeschichte der Nachwelt erhalten. Zudem erweitert es die bestehende Museumslandschaft mit den vielen bäuerlich-ländlichen Bauten um den adelig-herrschaftlichen Aspekt, repräsentierte doch einst in Franken in fast jedem Ort ein Schlösschen die Ortsherrschaft.

Mit den Außenmaßen von nur zehn mal zwölf Metern unterscheidet sich das Gebäude kaum von einem größeren Bauernhaus. Seine symmetrischen, in harmonischen Proportionen angelegten Fassaden erinnern an die der charakteristischen Bauten des herrschaftlichen Bauleiters der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach, Johann David Steingruber. Die Anordnung der Räume im Grundriss, die in allen drei Geschossen identisch ist, lehnt sich an die Schlossarchitektur des 18. Jahrhunderts an. Das Farbkonzept der Fassade, wie es nach dem Wiederaufbau im Fränkischen Freilandmuseum rekonstruiert wurde, basiert auf restauratorischen Untersuchungen und entspricht dem der Erbauungszeit.

Die Jagd war im 18. Jahrhundert ein hohes Privileg des Adels. Sie war Statussymbol und Selbstbestätigung, inszeniert als galantes höfisches Fest zur Belustigung der Gäste und des Landesherrn selbst. Es galt, möglichst viel Wild geordnet zum Abschuss vorzuführen, was den unbedingten Jagderfolg bezweckte. Das war nicht mehr Jagen im Sinne von Nachstellen. Ihren ursprünglichen Sinn hatte die Jagd verloren. Sie diente jetzt der Rechtfertigung eines einzigen Standes. Es entstanden immer aufwendiger angelegte Sommer- und Jagdschlösser, die nicht zum ständigen Wohnen, sondern allein dem Aufenthalt in den Jagdrevieren gedacht waren und als Kulisse für die Feste dienten.

Auch die Markgrafen von Ansbach huldigten mit Passion dem fürstlichen Privileg der Jagd. Markgraf Carl Wilhelm Friedrich betrieb leidenschaftlich die Beizjagd mit dem Falken. Diese galt als die vornehmste der fürstlichen Jagden. An seinem Hof unterhielt er 1750 mit 51 Personen das größte Falknerkorps Europas. Während seiner 26jährigen Regierungszeit (1729-1757) erbeizte er 34429 Stück Wild. Sein Sohn, Markgraf Alexander, frönte der Parforce-Jagd, die er 1763 neu einrichtete. Während dieser aufwendigen Hetzjagd zu Pferd auf einziges Stück Wild entstanden große Schäden in Wald und Flur zu Lasten der Bevölkerung. Die hohe Position des Bauherrn unseres Schlösschens, Carl Friedrich Alexander von Eyb, am markgräflichen Hof lassen vermuten, dass auch er seinerzeit an Jagden teilnahm.

Den Wiederaufbau des Schlösschens im Fränkischen Freilandmuseum fördert der im Jahr 2001 eigens gegründete Förderkreis Jagdschlösschen im Fränkischen Freilandmuseum e.V.
Weitere Einnahmen werden u.a. durch den Verkauf von handgestrichenen Bodenfließen, die in der museumseigenen Ziegelei hergestellt werden und mit dem Namenszug des Spenders versehen im sogenannten „Medienraum“ des Schlösschens an exponierter Stelle verlegt werden.

Informationen zu Schloss und Förderverein erhalten Sie im Fränkischen Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim (info@freilandmuseum.de) und bei Jürgen Weißmann, 1. Vorsitzender des Förderkreises Jagdschlösschen e.V., Kreuzhofstrasse 5, 91725 Ehingen, Tel.: 09835/96888.

Juliane Scheffold M. A.

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