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Das Reisejournal des Grafen Seckendorff vom 15. Juli bis zum 26. August 1730

Durch unterlegte fürstlich bambergische pferde langeten gegen 4 uhr nachmittags ihro königliche mayestet in Erlang an, stiegen alda im schloß, wo der herr marggraff von Bayreuth und die verwittibte frau marggräffin waren, hielten sich aber nicht über eine halbe stunde auf, sondern sezten mit fürstlich bayreuthischen pferden dero reiße nach Nürnberg fort, alwo sie nach 5 uhren ankamen und in dem Vargethischen garten mit dero gantzen suite logireten, da auch des herrn marggraffen von Anspach durchlaucht bereits sich eingefunden hatten. In der vorstadt, wo der könig herkam, war eine companie zu pferd und etliche compagnien zu fueß rangiret. Ihro köngiliche mayestet stiegen aus und ließen selbige vor sich defiliren. Abends wurde mit gutem appetit gespeißet, doch legte man sich zu rechter zeit zur ruhe.

Reichsgeneralfeldmarschall SeckendorffDen 21. July besahen ihro mayestet die Burg, die kirche st. Egidii, das Pellerische hauß, worinnen viel schöne gemählde, die biblitohec, allwo sie sich nicht lange aufhielten; bey dem rathhauß stiegen sie nicht ab, sondern fuhren sogleich ins zeughauß, allwo sie bey 500 metallene stücke funden. Sie besahen auch den von sehr kostbahren metallenen statuen verfertigten, aber noch nicht aufgesezten brunnen, ließen sich den kayßerlichen ornat und crone zeigen, blieben aber auch nicht lange, sondern promenirten sich in chaisen in den gaßen der stadt und wurden von einer unzehligen menge volkes allezeit gefolget. Gegen 12 uhr kehrten ihro mayestet wieder zurück in dero quartier, wo sogleich gespeißet und nach der taffel gegen 4 uhr eiligst die reiße nach Schwobach fortgesetztet wurde. Sie wollten auch allda in einer in einer scheuer logiren, weil aber der frau marggräfin von ansbach hoheit gantz unvermuthet in der stadt waren, so stiegen ihro königliche mayestet in dem vor sie zubereiteten amtshauß ab, allwo sie die frau marggräfin mit vielen freuden empfiengen und ihr allezeit die hand zum führen reicheten. Ihro mayestet besahen alda die manufacturen, rauchten alsdenn toback und speiseten abends.

Den 22. July früh gegen 8 uhr fuhrn ihro königliche mayestet mit dem herrn marggraffen in deßen wagen nebst Bodenbruck und Seckendorff nach Anspach, dahin bereits die frau marggräffin vorausgegangen war, umb den könig, ihren herrn vater, zu empfangen. Unterwegs vermahnten ihro mayestet den herrn marggrafen zu guter harmonie mit dem herrn marggrafen von Bayreuth und fügten anbey, daß der printz von Bayreuth sein schwager werden sollte. Die Ankunft in Anspach geschahe anch 11 uhr. Die frau marggräffin empfingen den könig in dem nach am schloß liegenden Gesandtenhauß, alwo ihro mayestet quartier gemachet war, indem am schloß noch gebauet wird. Nachdem der könig abgestiegen und sich gewaschen, fuhr er mit der frau marggräfin nach dem schloß, besahen vor der taffel die zimmer und führte die frau marggräfin zur taffel, alwo sie allezeit die rechte hand im sitzen nehmen muste. Abends wurde in des köngis logement gespeißet,

Den 23. July wohnte der könig dem gottesdienst bey, besahe abends die caserme und den lustgarthen.

Den 24. July regulirten ihro mayestet dero reiße nach Franckfurth am Mayn und schickten dero gedanken durch Schumacher an general Seckendorff, an welchen sie auch das vom könig von Pohlen an die wegen des kayßerlichen commissions-decrets erlaßene schreibens nebst demjenigen, was ihre ministers sind der meinung, es würde das chursächsische votum in dießer sache den kayßerlichen hoff wenig edificiren [erbauen], hingegen ihro königliche mayestet von Preußen durch ihr patriotisches votum desto mehr ruhm zuwachßen. Als der general Seckendorff hernach zum könig kommen, fragten ihn seine mayestet, wie ihm die sächßische antworth, sonderlich wegen des burgundischen creyßes, gefallen? Der general Seckendorff meinte, daß dießes schreiben mit des königs von Pohlen an ihro königliche meyestet von Preußen selbst gethanem versprechen und versicherung, wie er nimmermehr zugeben würde, daß mann Luxenbourg als ein zum reich gehöriges stück attaquire und wegnehme, nicht übereinkäme. Welches der könig selbst glaubte und zu wißen verlangte, was denn eigentlich Chursachßen mit dergleichen widrigen aufführung intentirete. Der general Seckendorff meinte, es wäre wohl mehr als zu gewiß, daß die Sevillianische allirten dem könig von Pohlen hoffnung zu einigen kayserlichen erblanden machten, im fall, welches gott verhüten wolle, das durchlauchtigste ertzhauß österreich ohne männliche erben aussterben sollte, wodurch Chursachßen sich alsdenn hoffete, im stand zu setzen, den kayßerlichen trohn an sich zu bringen. Der könig antworthete hierauf, daß was die hoffnung anlangete, etwas von kayßerlichen erblanden zu bekommen und den königlichen titul in dem churhauß Sachßen auch ohne die crone Pohlen zu continuieren, allerdings der könig von Pohlen damit schwanger gienge und sich auch lezthin den tag von der jagd sonderlich wegen des königlichen tituls gegen ihm herauß erlaßen, daß er gerne könig der Vandalen genennet werden. Er könnte auch wohl seyn, daß er auf das königreich Böhmen eine absicht hätte; und wäre seines ermeßens eine schlechte politique vom Wienerischen hoff geweßen, daß mann die zwey Josephinische ertzhoginnen an Chursachßen und Bayern ja keine rechnung machen, denn er gebe es in ewigkeit nicht zu, daß ein so naher nachbar sollte kayser werden und müßte ein vor allemahl die kayßerliche cron bey dem ertzhauß Österreich bleiben. Der geheime rath von Seckendorff [Christoph Friedrich] tractirte dießen mittag ihro königliche mayestet und den ganzen hoff. Abends aber war bunde reyhe bey hoff, dabey der herr marggraff von Bayreuth und ein graff von Hohenloh nebst seiner gemahlin, einer geborenen prinzeßin von öttingen, so diesen nachmittag angekommen waren. Nach der taffel wurde getanzet, da ihro königliche mayestet mit den general Seckendorff bey zwey stunden sich allein unterhielten und neue versicherung ihrer beständigen freundschafft mit kayserlicher mayestat gaben und und anbeyfügten, daß wenn auch niemand dem kayßer beystehen wollte, würde er es alleine thun, aber ein vor allemahl müste mann Hannover und Hessen erst über den hauffen werfen. Und wenn es nicht anders seyn könnte, so müßte man es dem Patron [August dem Starken] auch nicht beßer machen. Mann sehe wohl, daß es mit allen seinen sachen gaukeleyn wären, er veränderte immerzu und wüste selbst nicht, was er haben wollte. Der general Seckendorff leidete nachmahls den discours auf Levenöhr und seine am könig gethane proposition mit dem zusatz, daß Levenöhr sich flattirte, ihro mayestet nun dergestalt gewonnen zu haben, daß er gantz frey ihnen von allem sprechen und was er wollte anrathen könnte; daß vermuthlich dasjenige, was er jüngst wegen Jülich und Bergen gesaget, ihm von Engelland und Holland an handen gegeben worden, umb zu erfahren, ob ein würklicher tractat zwischen kayser und ihro königlicher mayestet wegen der Jülich und Bergischen succession errichtet; daß dahero ihro mayestet mit vieler behutsamkeit nach seinem, des Seckendorffs, bedünken mit dem Levenöhr umzugehen, weil mann gewiß wüste, daß er alles, was ihro mayestet verhast zu machen. Daß er alles, was ihro mayestet ihm vertrauten, an die gantze Sevillanische bande wieder entdeckete. Der general Seckendorff fügte ferner bey, daß ihm nicht verborgen, wie mann auf alle weiße trachtete, seine person ihro königlichen mayestet verhast zu machen. Daß er allein – wenn er sich des worths bedienen dürfte – aus einer particulair liebe und devotion gegen des königs person sich zu dem beschwerlichen ministerial-negotio gebrauchen ließe. Folglich, sobald er spührn würde, daß ihro königliche mayestet die bishero gegen ihm bezeugte gnade und vertrauen änderten, so würde er ihro kayßerliche mayestet fußfällig bitten, ihn zu rappeliren und wieder bey seinem metier zu employren, maßen es ihm ohnedem schmerzlich, dermahlen andere kayßerliche generals in kriegsfunctionenn zu sehen, da er indeß mit der feder fechten müste. Und also, wo das agrément von der königlichen personell-gnade wegfiele, ihm unleidlich käme, sich länger in geschäfften gebrauchen zu lassen, zumahl er aus der erfahrung bey dem chursachsischen hoff gelernet, wie übergesinnte ministers, als der Hoymb und seinesgleichen, den könig von Pohlen dahin gebracht, daß er anstatt der sonst dem general Seckendorff gezeigten gnade ohne einzige gegebenen ursache seich zu allem bereden ließe, was dem general Seckendorff tort und nachtheil geben könnte. Ihro königlich mayestet hörten, den general Seckendorff mit größter gedult an und antwortheten darauff, daß mann in der that sich bey ihm alle mühe gebe, seine persono ihme, dem könig, verhast zu machen. Er solle sich aber an nichts kehren, er wüste, daß er ein ehrlichen mann, der seinem herrn wohl und treulich, ihme aber, dem könig gefällig diente. Er würde nicht allein ferm von ihro kayserliche mayestet verbleiben, sondern auch seine freundschafft gegen den general Seckendorff niemahlen ändern. Levenöhr wäre ein plauderer , der selbst offt nicht wüste, was er wollte. Wenn kein anderer als Levenöhr dem general Seckendorff schadete, so würde er nichts zu befürchten haben. Er, der könig, hätte dem Levenöhr offt solche dircourse gegen den Sevillanische alliirte gehalten, daß er wohl sehen können, daß er in ewigkeit von der kayßerlichen parthey nicht abzutrennen wäre. Seine ehre und reputation sowohl als des vaterlands wohlfarth hangete von dießer guten verständiß ab. Auf seithen seiner wolle er solche fest unterhalten, mann müste nur in Wienn auch so mit ihm umgehen als nun seith etlichen jahren und nicht wieder auf den fuß zu tractiren, als von anno 1720 bis 1725, wiewohl es das, was damahls vorgegangen, mehr denen hannöverschen aufhetzungen als dem kayßer selbst zuschriebe. Der general Seckendorff wiederhohlte die dem könig öffters schon im nahmen ihro kayßerlichen mayestet gegebene versicherung beständiger wahrer freundschafft, und woferne der könig, wie bey Seckenforff kein zweifel, in dem aufrichtigen vertrauen gegen ihro kayßerliche mayestet verharren würden, so könnte er festen staat machen, daß kayßerliche seiths alles würde erfüllet werden, was an ihm versprochen worden. Nur befürchtete er, Seckendorff, daß durch die aufführung des chursächßischen hoffs der könig möchte zu widrigen und solchen gedancken verleithet werden, die mit der kayßerlichen genauen freundschafft und bündnis nicht übereinkämen. Seckendorff informirte bey dießer gelegenheit den könig von dem, was ratione des Hoymbischen brieffs ferner vorgegangen, auch wie der könig von Pohlen die von des prinzen Eugenii druchlaucht an jungen graff Wackerbarth geschehene vertrauliche eröffnung, daß einige chursächßische ministers mit Franckreich heimlich correspondireten, an Hoymb und das gantze pohlnische cabinet entdecket, und was weithers vor schrifften hin und wieder gewechselt worden und nun an könig von Pohlen solle geantwortet werden. Welches der könig von Preußen auf alle weiße approbirte, jedoch immer bath, mann mögte den könig von Pohlen soviel möglich auch bey dieser sache menagiren, damit die französich gesinnte nicht praetext bekämen, ihn gantz von der kayßerlichen freundschafft abzuziehen. Seckendorff machte dem könig begreiffen, wie moderat die projectirte antworth nach Dresden aufgesezet, und bathe umb erlaubnis, solche dem könig zu eigener überlesung zuzuschicken. Ihro mayestet entschuldigten sich aber, daß sie nun auf der reiß unmöglich zeit, solche dinge zu überleßen. Sie wüsten, daß des printzen Eugenii durchlaucht sich in nichts übereileten und bäthen nur, mann mögte die negotiation mit Chursachßen nicht abbrechen. Seckendorff gabe hierauf dem könig nachricht, daß graff Lagnasco nach Wienn geschicket und mann die affairen aldort tractiren wollte, auch daß Lagnasco den Seckendorff in freundschafft ersuchen ließen, sich bey der Hoymb’schen sache ruhig zu halten, Lagnasco wollte alles bey seiner ankunfft in Wienn zur abthuung der sachen beytragen. Und weil vom preußischen ministerio an graff Seckendorff wegen der in Franckfurth verbothenen preußischen werbung schriffliche beschwerden eingelauffen waren, so informierte Seckendorff ihro mayestet von der wahren beschaffenheit der sache, wie nemlich ihro kayßerliche mayestet selbst in den reichsstädten nicht könten vor ihre eigene trouppen ohne patente aus der reichscanzley werben lassen, die mann ihro königlichen mayestet ohne die geringsten kosten sogleich ausfertigen würde, als sie darum durch einen agenten in Wienn anhalten würden, gleich der kayßerliche hoffkriegsrath ebenfalls zu thun obligirete, wenn die werbung in reichsstädten solle verstattet werden. Ihro königliche mayestet befahlen dem general Seckendorff nur einige zeilen schrifftlich hierüber an sie einzugeben, sei wollten alsdenn an ihren agenten Graeve in Wienn das weitere ordonniren, welche schriffliche vorstellung auch nachgehends vom graff Seckendorff würcklich geschehen. Der ball thauerte bis nach 12 uhr in der nacht, da sich ihro königliche mayestet sehr vergnügt zur ruhe begaben.

Den 25. July approbirten ihro königliche mayestet schrifflich das vom general Seckendorff ihnen zugeschickte project von dero weitheren reiße, nach welchem sei den 30. July bey dem fürsten von Öttingen einteffen, den 31. den Schellenberg besehen, alsdenn mittags in Augsburg seyn und den Abend wiederumb nach Donawerth zuruckkehren, den 1. August über Höchstedt nach Stutgardt reißen und den 4. August mittags zu Mannheim bey dem churfürsten von der Pfalz speißen, den 5. aber in Darmstadt eintreffen und den 7. in Franckfurth sich zu waßer sezen und ihr reiße bis Wesel continuiren wollen. Dießen Mittag wurde bey hoff gespeißet, der gantze Nachmittag aber mit spazieren, reithen und fahren zugebracht. Von fremden graffen und cavalliers aus der nachbarschafft ist alles voll.

Den 26. July,heute, werden ihro königliche mayestet bey dem geheimen rath von Brehmer zu mittag speißen, abends aber in der frau marggräffin garthen. Morgen gehet es nach Crailsheim, allwo übermorgen eine jagd angestellet.

Den 26. July tractirten der frau marggräffin von Anspach königliche hoheit ihro mayestet nebst allen dames und cavalliers in dem vor dem thor ihr von dem herrn marggraffen geschenckten sogenannten Weilischen garthen, dabey zettel gezogen und eine bunde reyhe angeordnet ward. Der könig kam bey selbiger neben dem commenthor baron von Waldeck zu sitzen und weil dieser ehedeßen in der französischen armee bey der letztern belagerung von Landau gewesen, auch vielleicht nach des königs gedancken alzuviel gutes von der französischen nation mogte gesprochen haben, so sagte der könig nach aufgehobener taffel zum general Seckendorff, wie der aus des Waldecks seinen geführten discoursen wohl wahrgenommen, daß der französische gifft sich auch in den Teutschen Orden eingeschlichen, und befahlen ihm, mit dem commenthur von Waldeck darüber zu sprechen und ihm andere principia beyzubringen. Weil aber der baron von Waldeck dem graff Seckendorff sehr bekannt war, so versicherte der general ihro mayestet, daß dieser mann wohl intentionirt, welches auch der könig nach der hand, da Waldeck ihro mayestet auff die jagd nach Crailsheim und von da bis nach Triesdorff begleitet, selbst anders erkannten, indem offtgemelder von Waldeck gegen den könig sich nachgehendts selbst heraus gelassen, wie der Teutsche Orden gar nicht gerne sehete, daß das churfürsten von Mayntz durchlaucht einige zeit hero sich zweiffelhafftig und zu wiedrigen gedanken gegen des kaysers und des reichs wohlfarth verleithen lassen. Weil auff dem morgenden tag die reise nach Crailsheim, so 5 meilen von Anspach, veranstaltet war, so retirirte sich der könig nach 10 uhr in sein quartier.

Den 27. July früh um 8 uhr satze sich der könig in einen wagen mit dem herrn marggraffen und denen generals Bodenbruck und Seckendorff und lange gegen 11 uhr in einem anspachischen städtgen, Feuchtwangen genannt, an, also die Mittagsmahlzeit gleich nach der frau marggraffin ankunfft gegen 12 uhr gehalten wurde. Man hielte sich aber nicht lang bey der taffel auff, sondern sezte gegen 2 uhr die reiß nach Crailsheim fort, alwo man abendts gegen 5 uhr ankommen. Auff der gantzen reise wurde von nichts als besserer wirthschafft gegen dem herrn marggraffen gesprochen und die versicherung gegeben, daß wo er würde seine haußhaltung beßer anstellen, ihro mayestet die dem herrn marggraffen ohne interese geliehene 200/m reichsthaler noch 10 jahr stehen lassen würden. Im fall er aber alles verthun und einen banquerout wie die meiste teutsche fürsten machen würde, so wollte der könig der erste seyn, so auff seine bezahlung dringete, indem er sein geld nicht unnütz gespahret habe, damit ein anderer solches schlechterdings verthun könnte.

Den 28. July früh gegen 8 uhr fuhr man zu der eine stunde von Crailsheim eingerichtete jagd. Ihro königliche mayestet funden die anstalten bey der jägerey sehr gut und ordentlich; und weil das wild durch einen großen teich aus dem wald vor dem schirm lauffen musste, so war in der that die jagd sehr annehmlich, wäre aber noch ergötzlicher gewesen, wo nicht ein starckes regenwetter die lust verminderte. Es waren über 200 stück wildpret und darbey über 150 stück fast lauter jagdbahre und sehr gut hirsche. Ihro königliche mayestet wollten aber nicht gestatten, daß alles getödet wurde, sondern nachdem 92 der besten hirsche erlegt, befahlen sie ihren eigenen bedienten, die tücher nicht zu laßen wordurch der rest des wildprets entlauffen können. Nach der jagd wurde in dme schirm gespeist, da ihro mayestet sich sehr frölich gezeiget und versichert, daß diese jagd an größe der hirsche und guter ordnung der in Sachsen gehaltenen vorzuziehen. Sobald die mahlzeit eingenommen, machten sich ihro königliche mayestet mit der mit ihnen gestern angekommenen suite auff den weg und langten abendts um 5 uhr zu Triesdorff, einem 5 meilen von Crailsheim gelegenen jagdschloß wieder an.

Den 29. July hielten sich ihro mayestet in Triesdorff annoch auff, funden den orth selbst wegen situation und der plantagen sehr angenehm, divertirten sich nachmittags mit der falckenbeitz, aber nur dem herrn maggraffen von Anspach zu gefallen, als welcher sich in diese jagd so verliebet, daß er selbst einen falckemeister mit abgibt und den vogel auff der hand führet.

Den 30. July setzte man sich sogleich nach gehaltenen gottesdienst zur taffel und weil die abreiß des königs beschlossen war, so gieng es auff seiten des herrn vaters und der frau tochter ziemlich traurig zu. Man hielte sich auch nicht lange bey der taffel auff, sondern ihro mayestet beurlaubten sich bald öffentlich von der frau marggräffin und satzten sich in ihren eigenen wagen nebst dem obristen von Derschau. Der herr marggraff aber begleitete ihro mayestet biß zum fürsten von Öttingen nach Hohenaltheim und fuhr mit dem cronprintz in einer chaise. Man besahe en passant ein der verstorbenen frau marggräfin gehöriges schloß, Schwaningen genant, setzte aber die reise über Öttingen nach Hohenaltheim – wo der Fürst von Öttingen sich dermahlen auffhält – dergestalt fort, daß man abendts vor der sonnen untergang alda ankame. Man fande alda auch den herrn hertzog und frau hertzogin von Blanckenburg, welches dem könig sehr angenehm war. Und obwohl die abendmahlzeit bereit, so speiseten doch ihro mayestet nicht, sondern legten sich sogleich zur ruhe, weil sie des andern morgens den Schellenbergk zu besehen, nach Augsburg zu gehen und von da wieder zurück nach Hohenaltheim zu kehren beschlossen hatten, ohngeacht dieses hin und her 18 meilen austraget.

Den 31. July früh um 1 uhr machten sich ihro mayestet schon auff den weg. Des fürst von Öttingen durchlaucht ließen sie mit ihren eigenen pferden biß nach Donawerth führen, dahin auch vor den könig und die ganze suite reitpferde voraus gesendet waren, um sich deren zu besichtigung des Schellenberg zu bedienen. Mit ihro mayestet fuhren im wagen der herr marggraff von Anspach, general Seckendorff und obriste Waldau. Mit anbrechenen tag arrivirte man bey Donawerth. Der commendant funde sich vor dem thor, alwo auch die fürstliche Öttingischen handpferde waren. Der commendant nebste einem alten officier, zeigete den weg. Ihro mayestet hielten sich bey zwo stunden auff dem Schellenberg auff, besahen sowohl das zwar ruinirte, aber doch noch käntliche retranchement und ließen sich auch von der attaque und defense volkommen informiren, kehrten alsdenn wieder nach der stadt, also die wagen mit postpferden parat stunden, funden alda ein churbayrisches bataillon, so zwar sehr schwach, doch aus guter mannschaft bestund, en double haye rangirt, und setzten sodann dero reise per posta nach Augsburg fort. Man langte gegen 10 uhr früh bereits da an. Eine halbe Stunde später vor der stadt hielte eine bürgercompanie zu pferd und vor dem stadtthor stunden etliche companien von der stadtgarnison. Man löste die stücke vom dem wall und die soldatesca feuerte zu dreyen mahlen. Man arrivirte unter einer unglaublichen menge zuschauer vor dem gasthoff, die Drey Mohren genant, alwo abermahls eine burgercompanie mit fliegender fahne rangirt stunde. Da der general Seckendorff den wirth in Augsburg abzugeben über sich genommen hatte, so muste er sogleich die kutschen schaffen, um das merckwürdige in der stadt zu besehen. Der zulauff des volcks neben dem wagen war so groß, daß ihro königliche mayestet sich platz zu machen ihres eigenen stocks gegen die menge der menschen bedienen musten. Nachdem die waßerkunst, der einlaß, das rathauß und die vornehmsten catholischen und evangelischen kirchen besehen waren, kehrte man wieder zurück ins wirtshauß, wo in dem garthen die speisen aufgetragen waren. Man muste mit gewalt die menge der menschen abteiben und wurde niemand in dem orth, wo gespeiset worden, gelassen. Des bischoffs von Augsburg durchlaucht ließen den könig complimentiren. Weil es aber gleich zur zeit geschahe, da man zur taffel gehen wollte, wurde er kurtz abgefertigt, wiewohl der bischoff selber depreciret, man möge ihm kein gegencompliment durch einen cavallier machen laßen, weil er nicht im stande wäre, jemand zu sprechen. Bey der taffel waren ihro mayestet sehr fröhlich, kosteten allerhand sorten von italiaenischen und tyrolischen weinen, kaufften verschiedenen silbersachen und bestelten deren noch mehr. Nach der taffel kam das capitul zur audientz, welchen der könig etliche große gläßer auff des kaysers und reichs wohlfarth zubrachte. Die herren vom rath wollten auch durch etliche deputirten ihr ordinair praesent in haffer, wein und fischen überreichen und hatten die stadtknechte in gewöhnlicher mondur bereits in ordnung am gasthoff rangirt. Allein man gab ihnen zu verstehen, daß ihro königliche mayestet ein größerer gefallen geschehe, wenn sie anstatt dieses praesents mit ein paar schönen kerlen aufwartheten, welches sie auch versprachen und also Ihre deputirte höfflich empfangen und verabschiedet wurden. Nach 3 uhr nachmittags begaben sich ihro königliche mayestet in wagen und arrivirten abendts um 9 uhr wieder in Hohenaltheim dergestalt, daß sie diese 18 meilen hin und her von morgen früh um 1 uhr gemacht und anbey, wie gemeldet, den Schellenberg und Augspurg gesehen hatten. Jedoch retiriren sie sich sogleich nach der zurückkunfft in ihr zimmer und legten sich schlaffen.

Den 1. August, weiln ihro mayestet entschlossen waren, diesen Nachmittag annoch das champ de bataille von Höchstädt zu sehen und sofort ihre reise nach Ludwigsburg fortzusetzen, so wurde bereits früh gegen 11 uhr gefrühstücket. Die neue bekanntschafft mit dem fürsten von Öttingen und vertraulichkeit mit der herzogin von Blanckenburg war aber so angenehm, daß sich die abreiße biß nach zwey uhr nachmittags verzoge, da sich ihro mayestet von denen anwesenden herrschafften und zuförderist vom dem herrn marggraffen von Anspach mit vieler tendresse beurlaubten und abendts gegen 5 uhr inn er gegend um Höchstädt ankamen, alda das champ de bataille und vornehmlich das dorff Blentheim in augenschein nahmen und dero reise über Dillingen fortzusetzen, des nachts aber zu Haunsein in einer scheune pernoctirten und dem general Seckendorff erlaubten, nebst dem obristen Kröcher voraus nach Ludwigsburg zu gehen und seine ankunfft des hertzogs von Würtenberg durchlaucht zu notificiren (Quelle: MÖStA 10/1957).

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