Umgebung
 

« zurück zur Übersicht

Die Rotunde der Lady Craven

International bekannt wurde Markgraf Alexander durch den am 1. Februar 1777 mit England geschlossenen Subsidienvertrag. Darin wurde vereinbart zwei Regimenter Infanterie zu je 570 Mann, 101 Jäger und 44 Artilleristen, insgesamt also 1285 Mann, zur Bekämpfung der Aufständischen nach Amerika zu verleihen. Diese Waffenhilfe beschreibt Friedrich Kapp ausführlich in seinem Buch „Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika“.

In ihrer Ausgabe Nr. 23 vom 19. März 1777 veröffentlicht die „Hessen=Darmstädische privilegirte Land=Zeitung“ folgende Notiz: „Frankfurt, den 15. März. Heute Morgen sind die beyden nach America bestimmten Anspachische und Bayreuthischische Regimenter 1200 Mann stark an hiesiger Stadt vorbey paßirt. Der Herr Marggraf begleitet sie selbst bis nach Dordrecht.“ Tatsächlich war dieses Geschäft für den Staat lukrativ, für die Abwicklung des Geldtransfers wurde 1780 eigens eine Bank gegründet, die Hochfürstlich Brandenburg-Anspach-Bayreuthische Hofbanco“. Dieter R. Werzinger erklärt in seinem Buch „Die zollerischen Markgrafen“ warum. „Mit den Zahlungen im Zuge der Subsidienverträge mit England entstand das Bedürfnis nach einer eigenen Bank im Fürstentum. Die Zahlungen der Subsidiengelder erfolgten nicht in Münzgeld, sondern mittels Wechselbriefen, die bei jüdischen Bankiers und Nürnberger Handelshäusern, die auch das Bankgeschäft betrieben, eingelöst wurden. Damit verbunden waren für das Fürstentum hohe Kosten in Form der anfallenden Provision, sowie ein Disagios [Abgeld], ferner Abschläge beim Wechselkurs und bei der Bewertung des ausgezahlten Münzgeldes.“

Durch diesen Mittelzufluss wurde die finanzielle Situation des Fürstentums verbessert und der finanzielle Spielraum des Markgrafen Alexander vergrößert. Ob dies der Grund war, weshalb sich die Lady Craven in Paris an den Markgrafen machte? Jedenfalls zog die Craven mit ihrem jüngsten Sohn Keppel 1783 von England nach Frankreich, nachdem sie sich von ihrem Mann Lord William, dem 6. Baron Craven, getrennt hatte. Tatsächlich war William Craven ein notorischer Bordellgeher, wie Hallie Rubenhold in ihrem Buch „Covent Garden Ladies - Ein Almanach für den Herrn von Welt“ festhält. In Frankreich, so teilt Susanne Franke in ihrem Buch „Die Reisen der Lady Craven durch Europa und die Türkei 1785-1786“ mit, „residierte Lady Craven fast zwei Jahre unter noblen Bedingungen bei Bekannten in Paris und empfing neben anderen Gästen Christian Friedrich Carl Alexander, Markraf von Ansbach-Bayreuth, als dessen Schwester sie sich bezeichnete, obwohl der intime Charakter ihrer Beziehung bereits Gesprächsgegenstand war.“

Günter Tiggesbäumker wiederum schreibt in seiner „Einführung Lady Elizabeth Craven - Briefe einer Reise in die Türkey 1785/86“: „Zusammen mit ihrem jüngsten Sohn Keppel reiste Lady Craven 1783 abermals nach Paris, wo sie erneut Markgraf Alexander traf. Dieser lud sie ein, nach Ansbach zu kommen, doch schlug sie dieses zunächst aus und trat 1785 jene legendäre Reise nach Konstantinopel an, von der ein Zeitgenosse berichtet: Eine gefährliche Reise, wie sie die Markgräfin im Jahre 1786 gemacht hat, ehrt in besonderem Maße die weibliche Wißbegierde und den weiblichen Verstand.“

„Im September 1786 endlich kam der lange erwartete Gast (Lady Craven) auf der Rückreise durch Ansbach, doch nur um sogleich – in Begleitung Seremissimi (Markgraf Alexander) nach Paris weiterzureisen; Mitte März des folgenden Jahres trafen beide wieder in Triesdorf ein.“ Dies weiß Arno Störkel in in seiner Biographie „Chistian Friedrich Carl Alexander – Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth“ zu berichten.
Die Lady sorgte in Triesdorf für neues Theaterleben, wobei sie ihrer Liebhaberei, selbstgeschriebene Stück zu inszenieren, nachging und in den Stücken selbst "in der Regel auch den Part der weiblichen Hauptrolle übernahm" (Anja Ballis, Literatur in Ansbach). Auch war sie für die Gründung einer "Neuen gelehrten Gesellschaft zu Triesdorf im Anspachischen" im Jahr 1787 verantwortlich. Im selben Jahr begann sie mit der Umwandlung eines Teils des Triesdorfer Tiergartens in einen englischen Landschaftspark und ließ sich dort von Markgraf Alexander ein eigenes Schloss errichten, die Rotunde, welches sie auch ab 1789 selbst bewohnte.

Denn kaum in Triesdorf, wünschte sich Lady Craven ein eigenes Schloss. Am 19. Mai 1787 wird die Sache aktenkundig, allerdings musste mit dem Bau noch eine Weile gewartet werden. Heinz Braun teilt in seinem Buch „Die Sommerresidenz Triesdorf – II. Baugeschichte der Anlagen“ mit: „Die Arbeiten geraten er in Fluß, als am 24.12.1787 mit Jacob Atzel ein neuer Bauinspektor als Nachfolger Mayers in den Akten der Anlage auftritt und von nun an den Bau in die Hand nimmt. Seine erste Amthandlung in Triesdorf bestimmt, dass die Dachziegel der Flügelbauten des neuen Sommersitzes eine grüne Bleiglasur erhalten. Dann zeichnet er die für die Bauausführung höchst notwendigen Aufrisse, die von seinem Lehrschüler Keim vervielfältigt werden. Nach einem Plan (siehe Abbildung), von Franz Keym signiert, befanden sich im Ostflügel Remise, Pferdstallungen, Schwein-Staedle und Officine, im Westflügel Vorzimmer, zwei Garderoben, Badezimmer, Schlafzimmer, Bibliothek und Billiardsaal und vor der Rotunde ein Nebenzimmer, das Aufwartzimmer und eine Milchkammer. Im Jahr 1791 wurde die Anlage folgendermaßen beschrieben: "1 geräumiges Wohnhaus, 1 Salon, 1 großer Garten, worinnen jenes Gebäude steht, die neuen englischen Anlagen" (Werzinger). 1797 wurde die Rotunde wieder abgerissen.
Heute erinnert nur noch der Name eines Flurstücks an das Anwesen der Lady Craven.

Rotunde Triesdorf
» Download Rotunde Triesdorf

„Baurisse der englischen Anlage in Triesdorf. Nach der Angabe von Milady Graven.“ Das Sommerhaus der Lady Craven bestand aus einer Orangerie mit einem Mittelbau, der Rotunde, und zwei vorgelagerten Flügeln mit Wirtschafts- und Wohnräumen.

Carl-Alexander Mavridis

nach oben
« zurück