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Triesdorf im Wandel der Zeiten

Ein Querschmitt durch die Geschichte des Ortes und seiner landw. Lehranstalten
für die Hand der Schüler

von Georg Ries, Triesdorf-Burgbernheim (ca. 1943)

I. Triesdorf im Mittelalter

13 km südlich von Ansbach liegt mit reizender Fernsicht auf den Fränkischen Jura das in landwirtschaftlichen Kreisen allgemein bekannte Triesdorf, das ehemalige „Klein-Versailles“ der Markgrafen von Ansbach. Es wirkt beim ersten Anblick, wie wenn es nur so auf die Ebene hingehaucht wäre, und entbehrt aller starken landschaftlichen Reize, vor allem eines größeren Flusses oder Berges. Trotzdem bietet die Gegend durch die prächtigen Juraberge im Süden, durch das breite Altmühltal gegen Westen und Südwesten und durch die zahlreichen Lindenalleen, die den Ort nach allen Seiten durchziehen, mancherlei landschaftliche Schönheiten. Sie ähnelt nach den Aussagen glaubwürdiger Reisenden der Gegend um Tivoli und Frascati bei Rom.

Im Jahr 1190 heißt das Dörfchen Tyrolfesbach, 1282 Trewesdorf, Trifesdorf und Triebsdorf. 1386 verschreibt es Arnold v. Seckendorff mit seiner ehelichen Hausfrau, einer geb. Pfahlheim, der Witwe des Konrad Pfahlheim, seiner Schwiegermutter, als Leibgeding.

Im Mittelalter zählt das Dorf 16 Höfe mit einem Kirchlein, einer Mühle, einem Wirtshaus und einem v. Seckendorffschen Schloß, das im Jahr 1454 neu erbaut wurde. Von diesem Schloß in noch ein Bild auf dem Jahr 1762 vorhanden. Später nennt man diese v. Seckendorffsche Burg das „alte Schloß“. Sie ist gegen Ende des 18. Jahrhunderts verfallen. Nur ein kleiner Rest der ehemaligen Umfassung des Schloßhofes, nämlich die Burgauffahrt mit dem Tor und den Rollen der Zugbrücke und die alte Burgschmide, ist auf unsere Zeit gekommen und vor kurzem zu guten Gefolgschaftswohnungen ausgebaut worden. 1469 gibt der Schloßherr Burkhard v. Seckendorff seine Triesdorfer Güter dem Markgrafen Albrecht von Ansbach zu Lehen. Sie werden also verpfändet, und die Markgrafen erwerben damit den ersten Rechtstitel auf das Triesdorfer Schloß und Gut. Von den 16 Höfen sich die 10 kleineren dem Freiherrn v. Seckendorff untertan, während die 6 größeren dem Vogt in Merkendorf für das Kloster Heilsbronn zinsen. Doch kann dieses Kloster auf die Dauer nicht gestehen. Mir der Einführung der Reformation ist sein Schicksal besiegelt. Der letzte Abt ist Melchior Wunderer, der im Jahr 1578 stirbt. Nun ist das Kloster herrenlos. Da sich aber der Markgraf von Ansbach in weitschauender Weise schon vorher zu seinem Schutzherrn aufwirft, fällt ihm der ganze reiche Klosterbesitz nun von selbst in den Schoß. Damit werden auch die klösterlichen Gefälle in Triesdorf sein eigen.

II. Triesdorf unter den Markgrafen von Ansbach

Zweifellos haben die Markgrafen von Anfang an ein starkes Interesse an dieser Gegend mit ihren wildreichen Wäldern und Auen und ihrem schönen landwirtschaftlichen Besitz. Darum erwirbt Georg Friedrich im Jahre 1600 auch noch das v. Seckendorffsche Schloß und Gut für 33.600 Gulden und 100 Dukaten Leihkauf. Er faßt den Plan, hier „ein Vorwerk und Lustgebäude“ zu errichten. Seine Nachfolger erheben Triesdorf bereits zum fürstlichen Hoflager. Die Einkünfte des Gutes aber erhalten die jeweiligen Markgräfinnen als „Nadelgeld“.

1615 baut Markgraf Joachim Ernst zunächst ein „Reigerhaus“ und legt einen zwei Morgen großen Fasanengarten an, in dem er zugleich eine Wohnung für den Fasanenwärter errichtet.

1620 wird der neue Bauernhof, „an der Weidenbacher Straße“, die heutige Ackerbauschule, zu bauen begonnen, während die alte Meierei, die mit Gärtner- und Bauernwohnung gegen das „alte Schloß zu“ stand, wenige Jahre darauf vom Erdboden verschwindet.

1621 und 1622 kauf der Markgraf auch noch die 16 Bauernhöfe, also das ganze Triesdorf,und läßt es niederreißen. Dadurch kommen 135 Morgen Äcker und 22 3/8 Tgw. Wiesen, die den ehemals v. Seckendorffschen Söldnern zugehörten, zum Schloßgute hinzu, so daß der Gesamtbesitz nun 257 ¼ Morgen Äcker, 75 7/8 Tgw, Wiesen, 40 Tgw. Weiher und einige Morgen Holz beträgt. Die Bewohner der angekauften Höfe werden anderwärts angesiedelt oder gegen andere Untertanen ausgetauscht. Doch hindert der ausgebrochene Dreißigjährige Krieg, der auch Franken stark in Mitleidenschaft zieht, zunächst die weitere Ausführung der markgräflichen Pläne in Triesdorf. Aber kaum sind die Kriegsstürme vorüber und die schwersten Schäden behoben, so setzt die Bautätigkeit daselbst wieder ein. 1654 wird der Tiergarten angelegt, mit einem starken Eichenzaun umgeben und mit weißen Hirchen und Hasen aus Bayern besetzt. Bald entsteht auch ein Wildhaus (1661), der Tiergarten wird wesentlich erweitert und das „alte Schloß“ mit dem Turm wesentlich erweitert und das „alte Schloß“ mit dem Turm gründlich ausgebessert (1662). Der Tiergartenzaun ist nun 2 ¼ Stunden lang.

1674 wird unter Markgraf Johann Friedrich (1667-1686), der für Triesdorf eine besondere Vorliebe hegt, der neue Lust- und Küchengarten angelegt und 1682 der neue Schloßbau begonnen. Es entsteht das sog. „Weiße Schloß“, zu dem Dietzenhofer, der Erbauer von Pommersfelden, die Pläne liefert. Schon ein Jahr später wird der Bau unter Dach gebracht. Leider erlebt der Markgraf Johann Friedrich die Vollendung des begonnenen Schloßbaues nicht. Er stirbt 1686. Aber sein Nachfolger Georg Friedrich (1686-1703) führt den Bau weiter. Auch läßt er 1694 ein kostbares Brunnenwerk mit Fontänen im Hof aufstellen, sowie den Lustgarten mit Statuen und den Kirchweiher mit venetianischen Gondeln besetzen. Das „Weiße Schloß“ selbst wird gegen 1700 vollendet. Es ist außen sehr einfach gehalten, zeigt aber innen prächtige Stuckdecken, die wir heute noch bewundern. Ferner verdanken wir diesem Markgrafen die Errichtung eines Komödienhauses mit Irrgarten und die Pfanzung der großen Lindenallee gegen das Wannentor, also gegen Ornbau (1698). Er läßt auch den Gutshof gegen Weidenbach immer besser ausbauen, indem er Scheunen und Stallungen an das Weidenbacher Tor verlegt und eine Gärtnerwohnung und ein Langgewächshaus anfügt. Das Schloß selbst erhält eine neue Galerie; zur rechten Hand entstehen zwei Kreuzweiher, eine Kreuzallee aus Linden und im Lustgarten zwei große Vogelhäuser, die mit viel Mühe und Aufwand ein feinkonstruiertes Zimmerwerk über hohe Bäume ziehen, ohne daß diese irgendwie gedrückt oder in ihrer Entwicklung gehemmt werden. Die Öffnungen aber werden mit Drahtgeflecht geschlossen. Luft und Licht und Sonne haben also stets freien Zutritt. Auch für fließendes Wasser und niedriges Buschwerk ist natürlich gesorgt. Daß dabei besonders die Fasane gepflegt und genügend Beizvögel (Falken zur Reiherbeize) und abgerichtet werden, brauche ich kaum zu sagen.

Aber noch ist des Bauens in Triesdorf kein Ende. Der baulustige Markgraf Gg. Friedrich errichtet ferner die vier roten Häuschen im holländischen Stiel (1698), die sog. Kavaliershäuschen, die er direkt in eine künstlich dafür geschaffene holländische Landschaft stellt. Zwei von ihnen werden später zu einem Gasthaus verbunden, das heute den Namen „Gasthaus zum Adler“ führt. Weiter entstehen die vier Kreuzweiher vom Schloß aus gegen Westen, die die Ansbacher Straße durchschneidet. Außerdem wird der Tiergarten mit Löwen, Tigern, Bären, Luchsen, Büffeln, Straußen und vielen anderen Tieren beseitzt, die alle in entsprechenden Verwahrungen untergebracht sind und dort bequem besichtigt werden können.

Unter Markgraf Wilhelm Friedrich (1703-1723) erfährt Triesdorf ebenfalls zahlreiche Erweiterungen und Verschönerungen, sowie eine wesentliche Förderung eines Ackerbaues. Auch wird ein Marstall für 56 Pferde errichtet (1710). Das Gebäude (der spätere Kuhstall) ist ursprünglich zweistöckig und enthält oben 12 Zimmer für die Kavaliere und darüber einen Getreideboden. Der Schloßweiher bekommt Schildkröten. Ein Theater mit einem kleinen Irrgarten darf natürlich nicht fehlen. Schließlich wird auch noch der mittlere oder „lange Gang“, (vom Theater aus hinter dem Weißen Schloß vorbei gegen Westen, 600 Schritte) mit Linden (1707) und der Weg gegen das Leidendorfer Tor (1710) mit Linden und Steinbuchen bepflanzt Es entstehen also die großen Alleen, die uns heute noch durch die schlnen alten Bäume erfreuen. Auch wird ein Taubenhaus und ein Reiherhaus gebaut (1708) und der Ausbau der Weiher fortgesetzt. Ein gleichzeitig angelegtes Lustwäldchen aus Linden, wahrscheinlich nördlich des Weißen Schlosses, ist leider nur noch auf einem alten Plane vorhanden.

1713 wird die Neuenmühle am Wannentor wieder aufgebaut, nachdem sie im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war.

1715 wird zwischen Weidenbach un Esbach ein Fasanengarten angelegt. Er ist 38 Morgen groß, wird in 11 Wochen fertiggestellt und enthält auch ein Wohnhaus für den Fasanenwärter und sonstiges Personal.

1720 wird die herrschaftliche Ziegelhütte am Willendorfer Tor erbaut und das Gewächshaus zu Schauspielen eingerichtet.

Die Witwe Christine Charlotte (1723-29), eine geb. Prinzessin v. Württemberg, führt für ihren elfjährigen Sohn Carl Wilhelm Friedrich die vormundschaftliche Regierung. Sie ist die wahre Landesmutter für ihre Untertanen und zeichnet sich durch hohen Kunstsinn aus. Unter ihr erhält der Triesdorfer Park an Stelle des alten Eichenzaunes eine hohe Backsteinmauer mit fünf Toren, von denen zwei, nämlich das Leidendorfer Tor, heute noch stehen, während die anderen drei mit der anch und nach baufällig gewordenen Mauer gegen Ende des 18. Jahrhunderts verschwinden. 14 Jahre war an der 9/4 Poststunden langen Mauer gebaut worden.

1723 werden die Eicheln zu den Eichen gegen das Leidendorfer und das Willendorfer Tor auf bestes Feld gelegt.

Markgräfin Charlotte erweitert auch den Tiergarten in Triesdorf so bedeutend, daß er zu den größten und schönsten seiner Art in Deutschland gezählt werden muß. Bald vermehrt sich jedoch das Damwild allzusehr. Seine Zahl erfordert eine Einschränkung, die auch durchgeführt wird. Dabei erliegen viele dieser edlen Tiere den Kugeln der Jäger, viele aber entkommen und bevölkern noch Jahrzehnte die Waldungen der Umgebung. In Ansbach gilt die Sorge der Markgräfin vor allem der Wiederherstellung des im Jahre 170 niedergebrannten Schlosses. Ihr verstorbener Gemahl hatte bereits mit dem Wiederaufbau begonnen; aber auch sie kann die Vollendung nicht erleben. Sie stirbt 1729, nachdem ihr eben mündig erklärter Sohn Carl sich mit der Prinzessin Friederike Luise, der zweitältesten Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. vermählt und die Regierung übernommen hat. Der Schloßbau wird erst 1732 fertiggestellt.

Markgraf Carl (1729-57) hat eine große Vorliebe für edle Pferde. Er legt darum eine große „Stuterei und Fohlenzucht“ an. Das Bauen geht also in Triesdorf weiter, wenn auch in etwas anderer Art. Es entstehen gleich in den ersten Regierungsjahren Stuten- und Fohlenpfründen, Stutenställe im langen Viehstall, Fohlenställe in der alten Hirschenscheuer, im alten Kutschenstadel, ein Pferdestall in der alten Schafschere, der Husarenstall nebst der daran anstoßenden Schmiede mit fünf Stuben und einer Kammer und unten eine Stallung für 38 Pferde (beim v. Seckendorffschen Schloß), 1737 die Husarenkaserne und der Falkenstall, 1744 das Reithaus, in dem am 21. Oktober 1745 der Bereiter J. W. Müller den ersten Ritt getan. Dann folgt 1730-31 das Falkenhaus, später Rote Schloß genannt, als Sommerresidenz, 1732 ein neuer Anbau an das Schloß (gemeint ist entweder das Süd- oder der Westflügel des Weißen Schlosses), 1733 eine neue Meiereischeune nebst einem Keller (neben dem heutigen Pferdestall), 1736 die zweite Meiereischeune bei dem alten Fohlenstallplatz, der neue Küchengarten, das Jägerhaus mit dem Hundezwinger und der Piquörstall (die heutige Werkstätte im Gutshofe). Die nächsten Jahre bringen noch zahlreiche weitere Neubauten: 1736 die Husarenkaserne und die Weidenbacher Hofkirche, 1737 das Häuschen zur Aufbewahrung der Feuerkünste und die Torhäuschen am Leidendorfer und Willendorfer Tor und am Wannentor, 1738/39 die Erweiterung des Hirschgartens und das Häuschen zur Aufbewahrung der Feuerleitern (unter den Eichen gegen des Oberjägers Haus), 1739/40 das Menageriehaus, 1740/41 die Heuscheune, das Kammer-Laquais Petitville Quartier, 1745 das Vogelherdhäuschen, 1746 das Stallmeister Diezelische Haus, 1750 die beiden Lusthäuser Carls- und Luisenpassage, unfern Triesdorf und Weidenbach, „der Paiz wegen erbaut“, die Hofpost und 1754 ein weitere Anbau am Weißen Schloß (siehe oben!). Um diese Zeit wird auch das baufällige Kirchlein in Triesdorf, das zuletzt von der Pfarrei Weidenbach als Filiale geführt worden war, abgebrochen und nicht merh ersetzt. Es stand in der Ostecke der Schloßterrasse neben dem Weiher und hinderte den freien Überblick über den neuen Teppichbeetgarten mit seinen Wasserkünsten. Darum wurde es auch nicht mehr aufgebaut. Um den gottesdienstlichen Zwecken der hohen Herrschaften zu genügen, wurde im Falkenhaus ein Zimmer als Hauskapelle eingerichtet. Die Hofbeamten und Ortseinwohner aber besuchten nun die Hofkirche in Weidenbach. Der Markgraf selbst ging ebenfall oft dorthin, wie die Tradition erzählt, nahm aber nie im Fürstenstand Platz – er nannte ihn nur den „Affenkasten“ – sondern setzte sich stets mitten unter die Bauern auf die Empore.

Wenn der Hof in Triesdorf residierte, fanden sich immer auch zahlreiche hohe Gäste ein, die hier natürlich nicht alle aufgezählt werden können. Doch sei wenigstens an einige erinnert. So kamen 1701 der Prinz Ludwig von Baden und er Erbprinz von Hessen-Cassel hierher.

Im Jahre 1704 kehrte Kaiser Joseph I. auf seiner Reise zur Belagerung von Landau hier ein und besah sich die Anlagen und das Theater, das Georg Friedrich hatte bauen lassen. Auf der Rückseite schoß er zwischen Leidendorf und Breitenbrunn durch den Zaun einen Damhirsch. Sein Nachtquartier nahm er in der Stadt Eschenbach.

1705 war Georg August, Erbprinz von Hannover, nachheriger König von England, in Triesdorf, um die Prinzessin Wilhelmine Karolina zu sehen, mit der er sich noch im gleichen Jahre vermählte. Sie starb als Königin von England 1737 zu London, tief betrauert vom ganzen englischen Volke.

1705 und 1706 hielt sich der Landgraf Ludwig VII. von Darmstadt längere Zeit hier auf. Auch der Bischof von Eichstätt, Knebel von Kazenelenbogen, machte hier einen Besuch. Sein Einzug war, wie bei allen Fürstlichkeiten, mit großer Feierlichkeit verbunden, bei der die ganze Garnison und zahlreiche Hofdienerschaft beteiligt war. Ferner weilten in Staats- oder Familienangelegenheiten hier:

die Fürsten von Öttingen und Idstein, der Deutschmeister, der Landgraf von Hessen, der Erbprinz von Bayreuth, der Bischof von Würzburg, der Fürst von Lichtenstein und viele, viele andere.

Weitere Gäste waren zu jender Zeit in Triesdorf: König Friedrich Wilhelm I. von Preußen mit dem Kronprinzen, derm späteren König Friedrich den Großen (1730), der Markgraf und die Markgräfin von Bayreuth (Schwester Fr. d. Gr.), der Herzog von Wolfenbüttel, der Erbprinz von Hessen, der Statthalter von Schleswig-Holstein, die Fürstbischöfe von Regensburg und Freising. Triesdorf war also ein Mittelpunkt internationalen Lebens. Die Gesandten und Kammerherren der europäischen Fürstenhöfe ginger hier aus und ein und übermittelten die üblichen Familienkomplimente.

Am markgräflichen Hoflager wurden aber auch die hochpolitische Verhandlungen gepflogen, besonders um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Da die fränkischen Fürstentümer in einem sehr nahen Verhältnis zu Preußen standen und auch auf den fränkischen Kreistagen großes Ansehen genossen, war der Hof in Triesdorf für die Diplomaten jener Zeit von größter Bedeutung. Dazu kam, daß Bayern und Frankreich sich an dem Schicksale Österreichs lebhaft interessiert zeigten. Infolgedessen wurde im Jahre 1741 ein bayerischer und ein französicher Gesandter nach Triesdorf abgeordnet. Letzterer hatte Vollmacht, die Ansprüche Bayerns zu unterstützen und war bereit, sogar französische Kriegsvölker dafür einzusetzen. Im Auftrag der englischen Regierung erschien ebenfalls ein Vertreter in Triesdorf, und der deutsche Kaiser VII. sandte den Grafen Friedrich Heinrich v. Seckendorff nach Triesdorf und beauftragte ihn, die österreichischen Belange nachdrücklich zu wahren und zu fördern. Es entwickelte sich also in dem sonst so stillen Triesdorf ein regelrechtes politisch-diplomatisches Gewitter, das freilich keine größeren Entladungen brachte, wohl aber dem Königlichen Schwager macherlei Schwierigkeiten bereitete und seine Stellungnahme in einem recht merkwürdigen Lichte erscheinen ließ. Mehr darüber zu sagen, ist hier nicht am Platze.-

Die Ehe des Markgrafen Karl war nicht glücklich. Die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth schreibt in ihren Memoiren schon im Jahre 1731: „Mein Schwager lebt wie Hund und Katze mit meiner Schwester“ und fügt hinzu: „Sie gab ihm manchmal Veranlassung dazu.“ Wir wissen freilich, daß sie zeitlebens leidend war, während der Markgraf vor Gesundheit strotzte; auch, daß ihr jede Herzensneigung fehlte und ihr Gemahl eben ein Tyrann war, der außer dem seinigen keinen andern Willen kannte. Wilhelmine berichtet an anderer Stelle einen kennzeichnenden Ausspruch ihres Vaters, des Königs Friedrich Wilhelm I.: „Mein Schwiegersohn in Ansbach glaubt ein Ludwig XIV. zu sein. Er und sein ganzer Hof sind Narren!“

Um die Verwaltung des Landes kümmerte sich Markgraf Karl sehr wenig. Seine Minister regierten unumschränkt. Er vergnügte sich mit Soldatenspiel, Jagd und Mätressen und entwickelte sich bald zu einem unbändigen Menschen, den das Volk schon wegen seiner wilden Jagdlust „den wilden Markgrafen“ nannte. Der Grundzug seines Wesens war Jähzorn. Nach übermäßigem Genuß alkoholischer Getränke waren die wildesten Ausbrüche seines Zorns zu befürchten. Kleine Verfehlungen strafte er oft in barbarischer Weise. Viele Leute wurden ohne besonderes Urteil vom Leben zum Tode gebracht, vor allem desertierende Soldaten.

Die unglückliche Markgräfin zog sich im Jahr 1740 gänzlich vom Hofleben zurück und verbrachte über vier Jahrzehnte einsam im Schlosse zu Unterschwaningen, das ihr früher von der markgräflichen Schwiegermutter geschenkt worden war. Von den Mätressen des Markgrafen leben heute noch zwei im Munde des Volkes weiter: Das „Apothekerbäsle“, das in Leidendorf geboren sein soll und die Stammutter der Freiherrn v. Falkenhausen wurde, und Margareta Dietlein vom Fischhaus bei Obereichenbach, die später den Amtskastner Westernacher in Feuchtwangen heiratete.

Interessant ist auch ein Blick auf das Hofpersonal des Markgrafen Karl und seine Unterbringung in den verschiedenen Gebäuden. Im Weißen Schlosse wohnten unter der Traiteur (Speisewirt), die Wachmannschaften der Garde und die Trompeter; im oberen Stock der Oberhofmeister der Markgräfin v. Voit, Oberschenk v. Wiese, Oberleutnant v. Kronegk, die Pagen und Heiducken (Läufer, Bediente). Im Küchenbau befanden sich außer der Geheimen Kanzlei die Wohnungen der Offizialen, des Hofdoktors und des Oberküchenmeisters.

Im Roten Schlosse waren untergebracht: Oberstfalkenmeister v. Pöllnitz, Oberjägermeister v. Reumont, das Gefolge der Reihermeister, Krähenmeister und Milanenmeister; zwei Zimmer waren für Minister v. Seckendorff, eines für den Kastellan Kaufmann bestimmt. Der Markgraf liebte die Falkenjagd und ließ sie mit ungeheurem Aufwand betreiben. Die Ausgaben für diesen Zweck betrugen nach unterem Gelde mehrere Millionen Mark im Jahr. Waren doch schon allein 43 Beamte ausschließlich für die Reiherbeize angestellt. Außer den bereits geannten waren noch vorhanden: ein Falkenjunker, ein Falkenpage, ein Falkensekretär, ein Falkenkanzlist, drei Meisterknechte, 12 Falkenknechte, zwei Reiherwächter, 16 Falkenjungen und ein Falkenmaler.

Der „wilde Markgraf“ starb 1757 in Gunzenhausen und wurde in der Gruft der Johanniskirche zu Ansbach in einem schwarzen Sarge beigesetzt. Bei seiner Überführung gebärdete sich das Volk wie toll. Er war aber gewiß nicht so schlimm wie sein Ruf. Die meisten üblen Nachreden sind unbewiesen. Wohl aber steht fest, dass er die meisten Kirchen, Schulen und Pfarrhäuser in Franken erbauen ließ. Retti und Steingruber waren seine Baumeister; letzterer stammte aus Wassertrüdingen. Beide haben sich in zahlreichen herrlichen Bauten bleibende Denkmäler gesetzt.

Auch die Orangerie und Gartenkultur stand um diese Zeit in bester Entwicklung und Pflege. In den warmen Häusern zu Triesdorf blühten echte Ananas und Kaffeebäume. Der Triesdorfer Park war der großen Versailler Anlage nachgeahmt.

Auf den Markgrafen Carl folgte sein Sohn Alexander, der letzte Markgraf (1757-1791). Unter ihm trat eine Verfeinerung des Triesdorfer Hoflebens ein. Wenn er auch Jagd und Pferde leidenschaftlich liebte, so war er doch auch der Kunst sehr zugetan und vor allem auf die Hebung der Landwirtschaft und der gesamten Volkswirtschaft bedacht. Er richtete ein Ökonomiekollegium, d. h. eine landwirtschaftliche Fachberatung ein, die den Bauern in den verschiedenen Sparten ihrer Betriebe mit bewährten Ratschlägen an die Hand ging. Auch entstand in Triesdorf eine Meierei größeren Stils. Schon sein Vater hatte 15 große und schöne Kühe aus Ostfriesland kommen lassen. Dazu führte er nun Bullen aus dem Berner Oberland ein. So entstand die „Triesdorfer Rasse“ mit buntgefleckten, eigentlich getigerten Tieren, die sehr dauerhaft, milchreich und schwer waren.

1787 kamen zwei Triesdorfer Ochsen für 1200 Gulden, 32 und 34 Ztr. schwer, zum Schlachten nach Paris und wurden dort gegen Eintrittsgeld zur Schau gestellt.

1760 wurde das Jägerhaus erbaut.

1769 verstarb der letzte Markgraf von Bayreuth ohne Leibeserben; seine Markgrafschaft wurde darum mit der Markgrafschaft Ansbach vereinigt.

Von größter wirtschaftlicher Bedeutung für das ganze fränkische Land war die hiesige „Stuterei“, die fürstliche Pferdezucht in Triesdorf, Kolmberg und Ölhaus bei Crailsheim. Der Gesamtbestand betrug 384 Stück edelster Tiere mit 92 Pferdeknechten und sonstigem Personal. Es wurden echte Araber- und Babylonier-Hengste mit englischem Vollblutstuten gekreuzt. Die Vieh- und Pferdemärkte in Ansbach waren weit und breit berühmt, Käufer aus allen Gauen Deutschlands fanden sich ein. Viele Tiere wurden hier für das große Gestüt in Trakehnen aufgezogen. Die Bauern wünschten jedoch dänisches und holsteinisches Pferdematerial für schweren Zug.

1788 erfolgte die Anlegung einer Schafverbesserungspflanzschule für die Untertanen. Es kamen 40 Widder und mehrere Zuchtschafe aus Frankreich, später spanische Merinowidder direkt aus Spanien hierher. Der Einkauf geschah in Segovia; aber die Herde erlitt auf dem Transport große Verluste. Später ergab sich immerhin noch ein schöner Erfolg.

Markgraf Alexander war kinderlos. Seine kränkliche Frau Friederike Caroline aus Sachsen-Coburg vermochte den geistvollen Gemahl, der Virgil las und Cello spielte, nicht zu fesseln. Sie lebte, wie ihre Vorgängerin, lange Zeit in Schwaningen, wo er 1791 auch starb. Fremde Frauen machten sich am Hofe breit, so die große französische Schauspielerin Clairon (1773-1790) und die Engländerin Lady Craven (1783-91), Erstere vom Volke hochgeschätzt, letzter ebenso stark gehasst. Lady Craven ließ sich nach ihrem Rezept in der Triesdorfer Meierei Stilton- oder Berkeley Zentnerkäse bereiten. Sie legte im Breitenbronner Feld einen englischen Garten an, setzte ihn mit einem See in Verbindung und errichtete ein Landhaus und eine wissenschaftliche Akademie unter der Leitung des Franzosen Mercier. Sie baute das grüne Theater aus, schrieb und übersetzte auch drei Bände Theaterstücke, die sie von der Hofgesellschaft aufführen ließ und die heute noch vorhanden sind. Sie war eine begabte Dame, die neben ihrer Muttersprache auch Französisch und Deutsch vollkommen beherrschte. Ihre Memoiren erschienen 1828 deutsch und englisch; sie ergeben aber nicht immer ein objektives Bild.

Am 25. Februar 1791 starb die Markgräfin in Schwaningen. Schon ein Jahr vorher hatte der Markgraf einen geheimen Vertrag mit Preußen abgeschlossen, in dem er sich bereit erklärte, die beiden fränkischen Fürstentümer an Preußen abzutreten. Lady Craven hatte ihn seit Jahren in dieser Richtung beeinflusst und schließlich auch ihr Ziel erreicht. Der Markgraf konnte ihr nichts abschlagen. Anfangs Juni 1791 reiste er nun mit ihr insgeheim von Triesdorf ab unter dem Vorwand einer langen Reise in auswärtige Lande. In Wirklichkeit begab er sich über Frankreich und Spanien nach England. Von Bordeaux aus erklärte er am 2. Dezember 1791 nach seinen bisherigen Untertanen die völlige Abtretung der Fürstentümer an Preußen. Ganz Europa staunte über diesen Schritt. Noch auf der Reise, nämlich in Lissabon, vermählte sich der Markgraf mit der Lady Craven und ging mit ihr nach England. Er kam nicht wieder. Schöne Pferde und treue Diener begleiteten ihn. Aber sein Glück war auch jenseits des Kanals kein vollkommenes. Er musste sich in allen Dingen seiner Frau fügen; wenn er es nicht tat, soll sie sogar „handfeste“ Beweise seiner Herrschaft gegeben haben. Er starb 1806.

III. Triesdorf in der Neuzeit und nach der Machtübernahme

Der Wegzug des Markgrafen war für Triesdorf ein großer Verlust. die Erweiterungen und Verschönerungen hatten ein Ende. Parforcejagd und Fasanerie wurden aufgehoben, die Gebäude der Lady Craven im englischen Garten auf Abbruch verkauft. Triesdorf wurde still. Minister Hardenberg, der in Ansbach für Preußen regierte, fasste den Entschluß, das allzu zahlreiche und darum ungemein schädliche Wild auszurotten. Er führte darum die sog. Hirschensteuer ein, die zur Deckung des Ausfalls der Jagdeinnahmen in der Staatskasse bestimmt war und von den Bauern getragen werden musste. Die Bauern leitsteten sie im allgemeinen gern, denn über 60.000 Gulden hatten ihnen bisher schon „die Hirschenhüter“ gekostet und dabei noch unendlichen Schaden angerichtet.

Im Juli 1792 weilte König Friedrich Wilhelm II. von Preußen in Triesdorf und hielt eine große Jagd ab, bei der sehr viel Wild geschossen wurde.

Während der unruhigen Jahre in Frankreich suchten zahlreiche Fürsten und Adelige in Franken Schutz vor den revolutionären Franzosen, vor allem auch in Ansbach und Triesdorf. Unter anderem kam 1796 auch der Markgraf Carl Friedrich v. Baden mit seiner Gemahlin für längere Zeit hierher. Während seines Aufenthalts dahier wurde ihm ein Sohn Maximilian geboren, für den er als Paten den Herzog Max Josef von Pfalz-Zweibrücken, den späteren König von Bayern, gewann. Max Josef lernte bei dieser Gelegenheit die liebenswürdige badische Prinzessin Caroline kennen und verlobte sich mit ihr. Sie wurde als seine zweite Gemahlin Königin von Bayern.

Im Juni 1799 kam König Friedrich Wilhelm III. mit der Königin Luise von Preußen nach Triesdorf, ebenso im Juni 1803. Die edle Königin besuchte bei diesen Gelegenheiten nämlich ihre Zwillingsschwester Friederike, die in zweiter Ehe mit dem Prinzen v. Solms-Braunfels verheiratet war und von 1798-1805 im Roten Schloss dahier wohnte. Im Jahre 1803 begaben sich die hohen Herrschaften von hier aus auch auf den Hesselberg. Zur Erinnerung daran wurde seitdem alljährlich eine Hesselbergmesse abgehalten.

Bernadotte, der spätere König von Schweden, war während der Besetzung des Fürstentums durch die Franzosen (24. Februar 1806 bis Mitte September 1806) gerne hier. Er traf hier den Oberst de Gaston, den er von seiner Militärzeit her kannte. Dieser hatte 1792 die Festung Longwy verräterischerweise an Preußen übergeben und musste darum außer Landes gehen. Dafür bot ihm der König von Preußen hier Asyl und Rente. Er starb am 17. November 1821, seine Frau im Jahre 1858. Beide liegen in Ornbau begraben.

In der Nähe dieser Gräber befindet sich die Gruft des Maréchal de Biévre, eines Emigranten aus Frankreich, der, ein Meister des Wortspiels, unter dem letzten Markgrafen hierher kam und bald darauf an den Blattern starb. Diese französischen Gräber in dem altertümlichen Städtchen Ornbau werden heute noch von vielen Fremden besucht.

1806 kam Triesdorf mit der Markgrafschaft Ansbach durch Napoleon I. an Bayern.

Ackerbau und Viehzucht wurden aber auch unter der neune Oberhoheit mit großer Sorgfalt weitergeführt und gepflegt.
Die im Jahre 1792 angelegte Baumschule besteht noch heute als Kreisbaumschule weiter und hat an der Förderung des fränkischen Obstbaues starken Anteil.

Nach der Besitznahme der fränkischen Fürstentümer durch die Krone Bayern besuchten viele Angehörige der bayerischen Königsfamilie die neuen Gebiete, darunter auch Triesdorf. Wir führen u.a. nur folgende an:

1816: Die Familie des Kronprinzen Ludwig v. Bayern;

1823/24: Herzog Pius, der für längere Zeit hier Wohnung nimmt;

1834: Prinzessin Mathilde von Bayern mit ihrem Gemahl, dem Großherzog von Hessen-Darmstadt;

1836: Prinz Eduard von Sachsen-Altenburg, der Bruder der Königin Therese von Bayern, mit seiner Gemahlin Amalia v. Hohenzollern-Sigmaringen. Am 21. Dezember 1836 wurde diesem Prinzen im Falkenhaus dahier eine Prinzessin Therese geboren, die sich 1864 mit dem Prinzen Nikolaus August, einem Sohn des Königs Oskar I. von Schweden, einem Enkel Bernadottes, vermählte und am 4. März 1873 starb.

Bis zum Jahre 1838 war Triesdorf Garnison für zwei Eskadronen des 2. Chevauxleger-Regiments Taxis. Durch die Wegverlegung dieser Truppen nach Ansbach wurde es in dem ehemaligen fränkischen „Klein-Versailles“ noch stiller, als es mit dem Wegzuge des Hofes an sich schon war. Die Bemühungen der Gemeinde Weidenbach, wieder eine Garnison zu bekommen, reichen bis zum Jahre 1865. Sie blieben jedoch ohne Erfolg.

Um die leerstehenden Gebäude in Triesdorf zu nützen und zugleich einen dringenden Bedürfnis abzuhelfen, wurde im Jahre 1847 eine staatliche Ackerbauschule eingerichtet. Sie war ein Jahr im Weißen Schloss, ein Jahr im Rückgebäude des Roten Schlosses, wo sich heute die Landwirtschaftliche Untersuchungsstation befindet, und dann bis 1865 im Jägerhaus untergebracht.

1853 wurde sie vom Kreis Mittelfranken übernommen und diesem auch das Staatsgut pachtweise untergebracht.

1865 wurde der Verbindungsbau zwischen den beiden Längsflügeln der Ackerbauschule errichtet. Dadurch entstanden neue Lehrsäle. Gleichzeitig wurde das Rote Schloss von der noch aus der markgräflichen Zeit stammenden Einrichtung geräumt und zu Wohnzwecken verwendet.

1895 ging das ganze Staatsgut mit allen Gebäuden, Schlössern und Grundstücken an die Kreisgemeinde Mittelfranken über. Kaufpreis: 140.000 RM:

1913: Das Weiße Schloß wurde zu einer landwirtschaftlichen Haushaltungsschule ausgebaut, es bekam zu diesem Zwecke einen großen Lehrsaal, ein fast neues Dach, eine Wasserleitung und überall elektrisches Licht. Im Herbst des genannten Jahres wurde die Schule, die vor allem zur Ausbildung fränkischer Bauernmädchen gedacht war, eröffnet. Auch die Ackerbauschule, eine Stätte fröhlichen Lernens und ernster Arbeit im Dienste der fränkischen Landwirtschaft, ging mit Eintritt der national-sozialistischen Bewegung und der Machtübernahme einer großen Entwicklung entgegen. Sie wurde von 1931 an mit dem Gutshofe in großzügiger Weise ausgebaut. Es entstanden:

1931/32 das sog. Industriegebäude mit Lehrbrennerei und Lehrmolkerei, der Lehrsaal für die Viehhaltungs- und Melkerschule, Schlachthaus und Wäscherei; ein neuer Schweinezucht- und Schweinemaststall; ein Lehrmaschinensaal und ein Turnsaal durch Umbau des alten Reithauses; ein Doppelwohnhaus für zwei Lehrerfamilien;

1932 wurde das Weidegut Weihersmühle bei Dombühl dem Kreisgut angegliedert und 1933 die Kreisgeflügelzuchtanstalt von Erlangen nach Triesdorf verlegt;

1932/33 ein Erweiterungsbau des Schülerheims mit Studiersaal; Einbau des Pferde- und Mastviehstalles in den früheren Schweinestall, drei neue Futtersilos; eine neuzeitliche Bäckerei und mehrere Lehrerzimmer;

1934/35 entstanden: ein neuer Kuhstall mit 1000 qm für 93 Tiere; eine neue Wagenhalle, ein Erweitungsbau am Südflügel der Schule mit Lehrsaal unter Unterkunftsräumen für die Viehhaltungs- und Melkerschule sowie Wohnungen für Gutsgeamte; Erweiterungs der Molkerei für eine Tagesleistung bis zu 14.000 l, zwei Einfamilienhäuser auf dem Sandbuckacker gegen Weidenbach;

1936/37 wurde die Anstalt wieder in mancher Richtung erweitert, besser ausgestattet und verschönert, vor allem gilt dies auch für sämtliche Wohnungen der Gutsarbeiter; auch entstanden ein Einfamilienhaus für Lehrer und ein Zweifamilienhaus für die Gefolgschaft. In der Abteilung Geflügelzucht: acht schöne große neue Ställe, fünf elektrische Brutapparate, ein Seidenraupenzuchthaus und zwei Stallungen für Angorakaninchen;

1937/38: Die Ackerbauschule erhielt eine elektrische Großküche, eine Anstaltswaschküche, u.a. auch eine neue Quellfassung auf zugekauften Grundstücken in Großbreitenbronn mit automatischer Pumpanlage.
Gesamtgröße des Gutes:

Der Besitz in Treisdorf 210,60 ha
dazu gepachtet 13,02 ha
dazu das Weidegut Weihersmühle bei
Dombühl 60,00 ha
in Summe 283,62 ha

Direktoren der Ackerbauschule und des Kreisgutes Triesdorf:

Staatsgutadministrator Kraus von 1847-1850
Inspektor Lampel von 1850-1867
Ö konomierat Wagner von 1867-1893
Hofrat Prof. Dr. Schreiner von 1894-1914
Oberstudiendirektor Lib. Wagner von 1914-1930
Direktor Alfred Strobel von 1930-1933
Direktor Friedr. Hartmann von 1933-1934
Direktor Oskar Linder von 1935 an.

Leiterinnen der Landwirtschaftlichen Haushaltungsschule
jetzt Landfrauenschule Triesdorf:

Fräulein A. Schlumberger von 1913-1938
Fräulein P. Maurmann von 1938 an.

Es dürfte kaum noch einen zweiten Ort in Franken geben, der im Laufe der Zeit wiederholt eine solche völlige Umgestaltung erfahren hat als Triesdorf. Das alte Dorf verschwand von der Bildfläche, ohne eine Spur zu hinterlassen. Es entstand die hochfürstliche Residenz mit dem ganzen Zauber des Rokokos und ging nach 200 Jahren in aller Stille wieder dahin. Nur die alten Schlösser und die schönen Alleen blieben erhalten. Aber sie füllten sich mit neuem Leben. Die landwirtschaftlichen Lehranstalten, von denen die Ackerbauschule in wenigen Jahren auf ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken kann, leisteten der fränkischen Landjugend un der ganzen fränkischen Landwirtschaft beste Dienste. Ihr Besuch steigt ständig. Sie stehen auch heute in schwerster Kriegszeit im vollen Einsatz für Führer und Reich.


Benütztes Schriftgut:

1. Akten des Stadtarchivs Ansbach;
2. Akten des Geh. Staatsarchivs in Berlin über das Haupt- und Landgestüt Triesdorf;
3. Akten des Staatsachrivs Nürnberg;
4. Craven Elisabeth, Memoiren;
5. Herrmann, Markgrafenbüchlein;
6. Hofmann, Kunst am Hofe der Markgrafen;
7. Jacobi, Urgeschichte der Stadt und des ehemal. Fürstentums Ansbach;
8. Jahresberichte der Ackerbauschule Triesdorf;
9. Jahresberichte des Histor. Vereins von Mittelfranken; Bd. 4, 12, 14, 28 u. a.
10. Meyer, Onoldina, Bd. 1-4;
11. Muck, Geschichte des Klosters Heilsbronn;
12. Dr. Paulus, Markgraf Alexander [der Autor meinte wohl Carl Wilhelm Friedrich]

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