« zurück zur Übersicht

Triesdorf und die Geflügelzucht


Heute kümmert sich Hans-Joachim Schleicher um die Geflügelzucht der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf. Hier werden vier Sorten Hühner gezogen: rebhuhnfarbige Italiener, weiße Bresse, schwarzkupferne Maran und goldweizenfarbige Sulmtaler. Besonders beliebt und begehrt sind dabei die dickschaligen Eier, die im Eierladen im Gutshof freitags von 10 bis 11 Uhr Vormittag verkauft werden. Dabei geht die Zucht von Hühnern in Triesdorf bis in die Markgrafenzeit zurück. So schrieb die Mätresse und spätere zweite Frau des Markgrafen Alexander, Lady Craven, in einem Brief vom 21.9.1791 an den preußischen Staatsminister Carl August Freiherr von Hardenberg, er möge ihr ihre „Falken, italienischen Hühner und Tauben“ nach England nachkommen lassen (Arno Störkel, Christian Friedrich Carl Alexander. Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth, Ansbach 1995, S. 256).

Triesdorf war das landwirtschaftliche Mustergut der Markgrafschaft und gleichzeitig Lieblingswohnsitz des Markgrafen. Das Land- und Hauptgestüt war hier, die Rinderzucht und wohl auch die Geflügelzucht. Während die Schweizerei (Kuhhaltung mit Milchverarbeitung) und die Pferdezucht „sehr berühmt“ waren (Karl Friedrich Hohn, Der Rezatkreis des Königreichs Bayern, Nürnberg 1829, S. 165), geriet die Geflügelzucht ins Hintertreffen. In der Villa Sandrina zu Triesdorf hängen heute zwei großformatige Gemälde aus der Regierungszeit von Markgraf Alexander (1757-1791), die einen Bullen und eine Triesdorfer Kuh zeigen (abgebildet im Buch „Triesdorf in Weidenbach“, Schrenk-Verlag Gunzenhausen 2006, S. 274f.), die als Beiwerk auch Tauben und Hühner abbilden. Die Hühner identifiziert Hans-Joachim Schleicher als chamois-schwarzgesäumte Paduaner (siehe Foto; Ausschnitt) und eine holländische Haubenhühnerrasse.

Paduaner

Ausschnitt aus dem Gemälde in der Villa Sandrina mit der
chamois-schwarzgesäumten Paduanerhenne

Dabei ist die Hühnerzucht in Triesdorf wesentlich älter. „Schon im 17. Jahrhundert ist innerhalb des Wildparks (Tiergarten Triesdorf) eine Menagerie angelegt worden.“, schreibt Heinz Braun in seiner Doktorarbeit 1954 über die „Sommerresidenz Triesdorf“ auf Seite 46. Seit dem Neubau des Versailler Schlosses für König Ludwig dem Vierzehnten von Frankreich bezeichnet man als Menagerie einen Gebäudekomplex aus Haupthaus mit Höfen für exotische Tiere und Vögel. 1663/64 wurde der königliche Architekt Louis le Vau mit der Konzeption einer Menagerie beauftragt (vgl. Bettina Paust, Studien zur barocken Menagerie im deutschsprachigen Raum, Worms 1996, S. 16).

Menagerie von 1739/40

Menagerie von 1739/40; Stand: 04/2011

So heißt es im „Großen Universal Lexicon“ von Johann Heinrich Zedler, erschienen 1739 in Halle und Leipzig, die Menagerie ist „eines der herrlichsten Stücke von einem prächtigen und ansehnlichen Garten, (welcher) in einem weitläufigen Raum, der wiederum verschiedene Abtheilungen mir leeren Plätzen oder Höfen beschließt, darinnen man allerhand fremde und seltsame Thiere und Geflügel aufbehält.“ (zitiert nach Paust, S. 20).
In Triesdorf wurde die Menagerie 1739/40 gebaut. Während das Menagieriehaus heute noch steht, wurden die Nebengebäude im 19. Jahrhundert abgerissen.

Carl-Alexander Mavridis

« zurück