er
Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e.V. verdankt seine Existenz
eigentlich einer gewissen „Verlegenheit“. 1975 fand in Weidenbach die
Gründungsversammlung des Fördervereins „Fränkisches Freilandmuseum, Sitz
Triesdorf“ statt. Schon seit 1972 hatte sich der Bezirk Mittelfranken
mit dem Vorhaben, ein Fränkisches Freilandmuseum zu schaffen, beworben.
Nach bestimmten Kriterien wurden die einzelnen möglichen Standorte der
Bewerber überprüft, bis schließlich 1976 noch zwei Bewerber zur Auswahl
standen: Bad Windsheim und Triesdorf. In einer Abstimmung wurde mit höchstmöglicher
Knappheit, mit einer Stimme, dann für Bad Windsheim entschieden.
er
Triesdorfer Förderverein hatte somit seinen Zweck überlebt und war überflüssig
geworden. In der Sitzung des geschäftsführenden Vorstands am 29. November
1977 wurde nach eingehender Diskussion beschlossen, den Förderverein nicht
aufzulösen, sondern ihn einer neuen Zweckbestimmung zuzuführen. Der damalige
Bezirksrat Josef Göppel, Kurator der Landwirtschaftlichen Lehranstalten
Triesdorf, und der Ltd. Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalten
Dr. Georg Schmoll argumentierten für diese Lösung, während einige Vorstandsmitglieder
die Meinung vertraten, ein neuer Verein sei nicht lebensfähig. Die für
den neuen Verein angeführten Argumente waren, man habe bisher dem geschichtlichen
Bereich Triesdorfs, der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach,
zu wenig Beachtung geschenkt. Der damalige Bezirksheimatpfleger Dr. Ernst
Eichhorn zeigte in einem beeindruckenden Lichtbildervortrag über „Triesdorf
und seine Umgebung“ die geschichtlichen und praktischen Gründe für einen
auf die Geschichte ausgerichteten Verein auf.
n der
Mitgliederversammlung am 25. April 1978 fand im Gasthaus „Schwarzer Adler“
in Triesdorf die Gründungsversammlung des neuen Vereins statt. Die 33
anwesenden Mitglieder einigten sich nach einer Abstimmung auf den zur
Auswahl gestandenen Namen „Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung“
und nahmen die in der vorausgegangenen Versammlung am 3. April vorgeschlagene
neue Satzung an. In geheimer Wahl wurde als 1. Vorsitzender des neuen
Vereins der Rektor der Hauptschule Weidenbach Alfred Heckel gewählt, als
2. Vorsitzender Herr Leonhard Volleth; per Akklamation als Geschäftsführer
der Verwaltungsleiter der LLA Triesdorf, Herr Peter-Max Bauer und als
Kassenverwalter Direktor Klaus Gräbner. Als Beisitzer wurden gewählt:
Dr. Georg Schmoll, Direktor Walter Fischer, Bezirksrat Josef Göppel, Bürgermeister
Heinrich Helmreich und Frau Luise Mack.
om Förderverein
konnte der neue Verein ein Vermögen in Höhe von 5 798,60 DM übernehmen.
Die vom Förderverein gesammelten landwirtschaftlichen Gerätschaften wurden,
soweit das Einverständnis der Eigentümer vorlag, als Leihgaben unter Eigentumsvorbehalt
des Vereins dem Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim zugestellt.
Und somit begann die Geschichte des Vereins der Freunde Triesdorf und
Umgebung; besonders für den 1. Vorsitzenden, aber auch für die Vorstandsmitglieder,
eine Aufgabe, die wohl satzungsgemäß festgelegt, jedoch deren Erfüllung
und Verwirklichung in ihrem Umfang und dem zu erwartenden Erfolg noch
nicht vorstellbar war.
ei der
Auflösung des Fördervereins zählte der Verein 141 Mitglieder. Verständlich,
dass die Mitgliederzahl nach der neuen Zweckbestimmung innerhalb einiger
Monate auf 120 sank. Aber die Befürchtung einiger Skeptiker, der neue
Verein sei nicht lebensfähig, erfüllte sich nicht. Im Zeitraum von zehn
Jahren war die Mitgliederzahl auf 288 gestiegen. Altersbedingte Austritte
wie Todesfälle und schwere Erkrankungen, Wohnungswechsel usw. konnten
durch Neueintritte z. T. aufgefangen werden. Erfreulicherweise wirkte
sich die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, Veranstaltungen und unsere
Schriftenreihe „Triesdorfer Hefte“ und Sonderdrucke, weit über unsere
Region hinaus werbewirksam aus, so dass wir heute auch geschichtsinteressierte
Mitglieder im süddeutschen und norddeutschen Raum haben.
s ist
keineswegs so, dass der Geschichte der ehemaligen Sommerresidenz Triesdorf
bis zur Gründung des Vereins keine Bedeutung zugemessen war: Herr Studienrat
Georg Ries, der vor dem 2. Weltkrieg und dann nach kurzer Unterbrechung
bis 1945 als Lehrkraft an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf
unterrichtete, verfasste unter dem Titel „Triesdorf im Wandel der Zeiten
– Ein Querschnitt durch die Geschichte des Ortes und seiner landwirtschaftlichen
Lehranstalten für die Hand des Schülers“ eine grundlegende Schrift. Eine
wertvolle Vorgabe für unsere Weiterarbeit!
asierend
auf Berichten des Herrn Ries und persönlichen Beobachtungen und Entdeckungen
als Maurermeister, der seit seiner Lehrlingszeit schon viel mit Maurerarbeiten
verschiedenster Art in Triesdorf und seinem historischen Gelände betraut
war, zeichnete Herr Hans Gran aus Weidenbach interessante Rekonstruktionen
historischer Gebäude.
r.
Heinz Braun, ein geborener Ansbacher, der als Studienrat am Gymnasium
Gunzenhausen tätig war und zuletzt am Albert-Einstein-Gymnasium in München
unterrichtete, verfasste 1954 die Dissertation „Die Baugeschichte der
ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791“.
Nach seinem Tode, er starb 1982, überließen seine Witwe und ihr Sohn dem
Verein mit einer Kopie der Dissertation die gesamten Unterlagen an Bildern
und Aufzeichnungen über Triesdorf. Eine höchst wertvolle Bereicherung
für die Vereinsarbeit! Der Verein widmete ihm im Obergeschoss der Villa
Sandrina eine Gedenkecke.
s war
ein gewisses Wagnis, als sich der Verein zur Herausgabe einer Schriftenreihe
entschloss. Inzwischen sind sieben „Triesdorfer Hefte“ und sechs Sonderdrucke
erschienen, die auch in 12 Universitätsbibliotheken, Staatsbibliotheken
und Stadtbibliotheken, auch über Bayern hinaus, aufliegen. Die Erstellung
des kleinen Kunstführers „Sommerresidenz Triesdorf“, verfasst von Adolf
Lang, wurde 1982 vom Verein initiiert.
eit
1984 veranstaltet der Verein jährlich die Kulturwoche „Herbstreigen“.
Konzerte, Vorträge, Exkursionen und Theaterveranstaltungen bereichern
jeweils die Jahresprogramme. Die Vorträge kompetenter Referenten werden
z. T. in unserer Schriftenreihe veröffentlicht. Führungen durch das historische
Triesdorf vermitteln Einblicke in die Geschichte der ehemaligen Residenz.
s liegt
im Aufgabenbereich des Vereins, sich auch für die Erhaltung historischer
Gebäude und Stätten einzusetzen. So konnte sich der Verein z.B. in jahrelangen
Bemühungen erfolgreich in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Geistlichen
Dr. Gerhard Hausmann und der Kirchengemeinde in Weidenbach für die Renovierung
der Hof- und Pfarrkirche und der über 400 Jahre alten Friedhofskapelle
einsetzen.
er
Verein betreut die ständige historische Bilderausstellung im Obergeschoss
der Villa Sandrina. Sie wurde 1982 von dem damaligen Bezirksheimatpfleger
Dr. Eichhorn und dem Stadtarchivar Adolf Lang, erstmals im Roten Schloss,
erstellt. 1988 hat der Bezirk Mittelfranken dem Verein in wohlwollender
Unterstützung seines Wirkens nach Abschluss der Gesamtrenovierung der
Villa Sandrina die Räume im linken Flügel des Gebäudekomplexes als Bleibe
überlassen.
ALFRED HECKEL (1919-1999)
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